Hier möchte ich euch die Geschichte aus
unserem Bloggeradventskalender von
buch-talk.de noch einmal einstellen. Sie soll nachdenklich machen.
Advent, Advent, das Zimmer brennt…
Weihnachten mal etwas anders. Zum
Nachdenken…
Opa Hannemann ist mit seinen 80 Jahren noch
ein ziemlich rüstiger Rentner. Nur das Gehirn macht ihm seit einiger Zeit etwas
zu schaffen. Was früher einmal war, geht problemlos im Kopf ab. Nur die
heutigen alltäglichen Gedankengänge wollen nicht mehr so richtig funktionieren.
Seit vielen Jahren zwar alleine, aber zufrieden und ausgeglichen. Für ihn gibt
es nichts Besseres, als es sich in seinem Schaukelstuhl vor seinem offenen Kamin
gemütlich zu machen. Ganz besonders liebt er es dann, die Gedanken abschweifen
zu lassen. In seinem Leben gab es ja
genügend Ereignisse, die eben dieses ermöglichen. Manchmal glaubt er, dass es
doch viel zu viele sind, um noch für den
Rest seines Lebens sinniert werden zu können.
Heute ist der 23. Dezember 2013 spät
abends. Also einen Tag vor Heiligabend. Ich werde mir ein kleines Feuerchen
anzünden, ein gutes Buch lesen und dazu ein Pfeifchen schmauchen, nimmt er sich
vor. Gesagt, getan. Die Kiefernholzscheite schichtet er im offenen Kamin auf.
Nicht wie vorgeschrieben, sondern eben so, wie es ihm in den Sinn kommt. Er hat
einfach vergessen, wie das geht. Hauptsache es ist warm in der guten Stube, und
ich kann entspannen. Nur ganz kurz stellt sich ihm die Frage, ob er am 24.
Dezember wenigstens Besuch von seinem
Nachbarn bekommen wird. Natürlich nicht. War doch im letzten Jahr nicht anders.
Alte Leute vergisst man ziemlich schnell. Ganz besonders zur Weihnachtszeit,
weil jeder mit seinen eigenen Vorbereitungen in der Familie beschäftigt ist.
Noch kurz das lange Kaminzündholz geholt
und Papier unter die Scheite gelegt. Langsam beginnen diese zu brennen. Opa
Hannemann setzt sich in seinen Schaukelstuhl und steckt sich seine Pfeife an.
Kleine Qualmwölkchen steigen aus dem Köcher empor und füllen hernach bald das
ganze Zimmer. Vor ihm liegt das künstliche Bärenfell. Das weit geöffnete Maul
des Bären sieht ihn angriffslustig an. War ein Mitbringsel aus Afrika. Er liebt
dieses Teil innig. Er legt sich wohlig zurück und blickt über den Rand seiner
kleinen, runden Metallbrille. Genüsslich nimmt er einen erneuten Zug aus der
teuren Pfeife. Ahhhh, das fühlt sich gut an, denkt er sich dabei. Langsam
beginnt er rhythmisch zu schaukeln. Erst nach Vorne, dann nach Hinten. Es wirkt
auf ihn wie eine Art von Wiegen und eingelullt werden. Seine Blicke wandern
über den Rand der Brille in Richtung Kamin, in dem bereits die Flammen tanzen,
als wollen sie ihm eine eigene Vorstellung geben. Nur für Opa Hannemann
persönlich. Wenigstens hatten diese Mitleid mit ihm und seiner Einsamkeit,
besonders wenn es auf Weihnachten zugeht.
Herrlich, jetzt kann Opa Hannemann die
Gedanken schweben lassen. Sie fliegen direkt in seine gefüllte Vergangenheit.
Was für ein beruhigendes Gefühl macht sich in seinem Körper jetzt breit.
Einfach Entspannung pur. Die Flammen und der Duft vom Öl des langsam
verbrennenden Kiefernholzes vernebelt seine Sinne und wirkt wie eine Art von
Hypnose. Ihm fallen die Augen zu. Vielleicht träumt Opa Hannemann vom Weihnachtsmann?.
Er beginnt fürchterlich laut zu schnarchen.
Natürlich bekommt er nicht mit, dass das nicht korrekt aufgestapelte
Kiefernholz langsam zusammensackt. Ein noch brennendes Stück Holz fällt
unkontrolliert auf sein Bärenfell und beginnt sofort sein zerstörerisches Werk.
Erst qualmt es, und dann fängt dieses sofort Feuer. Ein beißender Gestank macht
sich breit und steigt sofort in Opa Hannemanns Nasenlöcher. Langsam wird er
wach und blinzelt durch seine nicht richtig geöffneten Augen. Noch realisiert
er nicht, dass er im Begriff ist, von den Flammen verschlungen zu werden.
Jedoch breitet sich das Feuer rasend
schnell aus. Ein flammendes Inferno.
Körperlich noch einigermaßen fit, aber geistig, durch eine allseits bekannte
Krankheit gezeichnet, kann Opa Hannemann nicht mehr rechtzeitig reagieren. Das
Feuer nimmt auch von ihm Besitz und verbrennt seinen Körper bis zur völligen
Unkenntlichkeit.
Alles liegt in Schutt und Asche. Hätte sich
irgendjemand um Opa Hannemann gekümmert, ganz besonders in dieser Adventszeit,
würde es ihn heute noch geben. Er säße dann wie immer in seinem Schaukelstuhl.
Nur mit dem einzigen Unterschied, jemand Anderes kümmert sich um den offenen
Kamin, um es Opa Hannemann in dieser Weihnachtszeit so gemütlich wie möglich zu
machen.
© Marlies Hanelt
Nachwort
Sich um alte, kranke, einsame Menschen nur
ein wenig zu kümmern, ist doch eigentlich so einfach. Zuwendung ist ein
Zauberwort. Liebe Worte und Hilfe anbieten, und das nicht nur zur Weihnachtszeit.
Respekt und Zuneigung möchte doch jeder haben. Auch Opa Hannemann hätte sich
bestimmt darüber gefreut. Sie danken es uns auf vielfältige Weise.