Dienstag, 24. Juni 2014

Teil aus Julias Leben.....



                              
(Bild von Pixabay in Public Domain)
http://pixabay.com/ 


Willkommen auf meinem Blog.


Diesmal gibt es wieder eine sehr sozialkritische Geschichte. Ein stückweit ist die Protagonistin Julia auch -ICH-. Es ist quasi ein kleiner Einblick in mein Leben. Meine Autobiografie, die ich im nächsten Jahr (so hoffe ich) veröffentlichen werde, beinhaltet viele persönliche Erlebnisse, die nicht immer schön waren.
Einige von euch werden u.U. schon bemerkt haben, dass ich den Namen Julia quasi als Pseudo verwende. Er zieht sich oft durch viele meiner Geschichten.

Hier ein Vorab-Auszug:




      Alltäglicher Horror oder nur extremer Alltag?
                       Teil aus Julias Leben
Julia erwacht, nach einer sehr kurzen Nacht und fühlt sich wie durch den Fleischwolf gedreht. Seit ihr zwei Monate alter Sohn auf der Welt ist, hat sich ihr Leben total verändert. Einen ansatzweise normalen Schlaf- Wachrhythmus gab es für sie nicht mehr. Dafür eine nie enden wollende Flut von alltäglichen Verpflichtungen. Haushalt, Babypflege, Reparaturen an irgendwelchen Gegenständen, erneuten Einstieg ins Berufsleben und Ehemann. Wenn er sich mal zu Hause blicken ließ. Sollte ja alles ordentlich und sauber sein. Ein warmes Essen stets pünktlich um 18Uhr jeden Tag auf dem Teller für ihn, hatte oberste Priorität. Stand es mal nicht zur gewünschten Uhrzeit aufn Tisch, murrte er und wurde manchmal sogar verbal fäkal und handgreiflich. „Schlampe, du  hast mir zu gehorchen“, war noch die milde Variante. Liebe und Zuwendung kannte Julia nicht. Wie sehr würde sie sich das wünschen, in den Arm genommen zu werden. Streicheleinheiten für die Seele. An alles Andere wagte sie erst gar nicht zu denken. Was für ein Leben!. Verbindungen zu ehemaligen Freunden gab es nicht mehr. Sie haben sich einfach von ihr abgewendet, seit sie diesen Kerl geheiratet hatte. Julia war sozial ausgegrenzt und eigentlich schon jetzt total überfordert. In einem Jahr musste sie auch wieder nebenbei  im Wechselschichtdienst arbeiten gehen. Da bauten sich Fragen auf wie, wer übernimmt  in dieser Zeit meinen Sohn, während ich Dienst schiebe?. Dienstschichten mit Früh- und Nachtdienst in Folge waren da keine Seltenheit. Bedeutete sechzehn Stunden an einem Tag. Sehnlichst erbat sie sich etwas Unterstützung von ihrem Ehemann. Der zog es aber vor, nach der Arbeit noch einen heben zu gehen. Dementsprechend kam er erst im Morgengrauen völlig betrunken nach Hause und schlief den Schlaf des Gerechten.
Noch hatte Julia Kräfte in sich, die sich bald in Nichts auflösen würden. Dass ihr Mann en Alkoholiker ist, war ihr bekannt. Irgendwie glaubte sie, ihn mit ihrer Liebe heilen zu können. Das war jedoch ein Irrglaube. Zu den Alkoholexzessen gesellten sich im Laufe der Jahre noch extrem hohe Schulden. Sie basierten nicht nur aus dem exzessiven Alkoholkonsum, sondern resultierten von Besuchen in einem Bordell. Die Schulden wuchsen ins Unermessliche. Die Ignoranz seiner kleinen Familie gegenüber wurde noch getoppt, indem er sich einfach für drei Wochen nicht blicken ließ. Niemand aus der Familie wusste, wo er sich aufhielt. Irgendwann kam um 23Uhr ein Anruf. Er war wieder einmal betrunken, und Julia konnte ihn nicht verstehen. Ein unverständliches Gebrabbel. Warum rief er mich um diese Uhrzeit an und dann noch Hacke zu, fragte sie sich. Er wusste doch, dass mein Tag um vier Uhr morgens begann. Jeden gottverdammten Tag. Sieben Tage die Woche. Vollgepackt mit unterschiedlichen Verpflichtungen. Zum ersten Mal kamen Julia Tränen der Verzweiflung aus ihren wunderschönen, braunen Augen. Sie fühlte sich psychisch misshandelt und traktiert. Später wurden aus den Tränen Gefühle von abgrundtiefem Hass und Zerrissenheit auf alles was männlicher Natur war. Sie wusste es zu diesem Zeitpunkt nur noch nicht.
An irgendeinem Wochentag kam erneut ein Anruf. Diesmal war es ihr Schwager. Er wollte 560 D-Mark (zu dieser Zeit war noch die Währung) von ihr wiederhaben. Auf die Frage, warum ausgerechnet von ihr, kam die Antwort, „Das Geld hat sich dein Mann, mein Bruder, von mir geliehen, damit du etwas mehr Geld hast“. „Ich möchte nach Vichy zum Ski Urlaub, und da benötige ich das Geld“. Julia hatte nie auch nur eine müde Mark von ihrem Mann gesehen. Wahrscheinlich war es auf dieselbe Weise ausgegeben worden wie immer. Alkohol und Weiber. Wut kroch in ihr empor, und Julia begann sich innerlich aufzubäumen. „Mein lieber Schwager, dann hole dir das Geld gefälligst auch von deinem Bruder zurück“. Sie schrie die Worte förmlich durchs Telefon. „Du weißt ganz genau, wofür er das Geld ausgibt“. „Ich jedenfalls habe nicht einen Pfennig davon gesehen“. „Du bist selbst schuld, wenn du ihm noch vertraust“. Julia knallte den Hörer auf die Gabel und hätte am Liebsten ihren Sohn genommen und wäre mit ihm aus dem Fenster gesprungen. Dieser Gedanke war nur für einige Sekunden in ihrem Hirn. Sie liebte und liebt ihn immer noch, ihren Sohn. Nein, ich muss kämpfen. Um unser beider Leben Willen. Auch wenn ich nicht weiß, wie…
Julia begann nun ihr Leben zu strukturieren. Nach einer Scheidung von ihrem Mann würde die Arbeit zwar nicht weniger werden, jedoch kehrte dann wieder die so extrem benötigte Ruhe ein. Inzwischen hatte sich Julia dem Schreiben gewidmet. Dreißig gottverdammte Jahre wurden ihr genommen, und die galt es jetzt irgendwie ansatzweise nachzuholen. Das in jeder Beziehung. Ihr neues Leben mit den Dingen zu füllen, die ihr lagen und zudem noch Spaß machten waren angesagt. Eines hatte sie sich geschworen. Nie wieder sollte mir irgendjemand weh tun. Inzwischen strahlt Julia wieder Selbstsicherheit und Freude aus und projeziert diese auch auf ihr Umfeld. Humor und das durchdringende Lachen hat sie wiedergewonnen. Trotz ihrer mehrfachen Schwerbehinderungen wird sie geliebt. So, wie sie eben ist. Hilfsbereit, jederzeit zu jedem Nonsens und Schabernack bereit. Es wirkte auf Julia wie eine Art von Befreiung des BÖSEN. Mit ihrem Sohn hatte und hat sie ein entspanntes und tiefes, inneres Verhältnis. Nach dem Motto: Hallo Welt, ich komme…
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© Marlies Hanelt 24.Juni2014