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Willkommen auf meinem Blog.
Diesmal gibt es wieder eine sehr sozialkritische Geschichte. Ein stückweit ist die Protagonistin Julia auch -ICH-. Es ist quasi ein kleiner Einblick in mein Leben. Meine Autobiografie, die ich im nächsten Jahr (so hoffe ich) veröffentlichen werde, beinhaltet viele persönliche Erlebnisse, die nicht immer schön waren.
Einige von euch werden u.U. schon bemerkt haben, dass ich den Namen Julia quasi als Pseudo verwende. Er zieht sich oft durch viele meiner Geschichten.
Hier ein Vorab-Auszug:
Alltäglicher Horror oder nur extremer Alltag?
Teil aus Julias Leben
Julia erwacht, nach einer sehr kurzen Nacht
und fühlt sich wie durch den Fleischwolf gedreht. Seit ihr zwei Monate alter
Sohn auf der Welt ist, hat sich ihr Leben total verändert. Einen ansatzweise
normalen Schlaf- Wachrhythmus gab es für sie nicht mehr. Dafür eine nie enden wollende
Flut von alltäglichen Verpflichtungen. Haushalt, Babypflege, Reparaturen an
irgendwelchen Gegenständen, erneuten Einstieg ins Berufsleben und Ehemann. Wenn
er sich mal zu Hause blicken ließ. Sollte ja alles ordentlich und sauber sein. Ein
warmes Essen stets pünktlich um 18Uhr jeden Tag auf dem Teller für ihn, hatte
oberste Priorität. Stand es mal nicht zur gewünschten Uhrzeit aufn Tisch, murrte
er und wurde manchmal sogar verbal fäkal und handgreiflich. „Schlampe, du hast mir zu gehorchen“, war noch die milde
Variante. Liebe und Zuwendung kannte Julia nicht. Wie sehr würde sie sich das
wünschen, in den Arm genommen zu werden. Streicheleinheiten für die Seele. An
alles Andere wagte sie erst gar nicht zu denken. Was für ein Leben!. Verbindungen
zu ehemaligen Freunden gab es nicht mehr. Sie haben sich einfach von ihr
abgewendet, seit sie diesen Kerl geheiratet hatte. Julia war sozial ausgegrenzt
und eigentlich schon jetzt total überfordert. In einem Jahr musste sie auch
wieder nebenbei im Wechselschichtdienst
arbeiten gehen. Da bauten sich Fragen auf wie, wer übernimmt in dieser Zeit meinen Sohn, während ich
Dienst schiebe?. Dienstschichten mit Früh- und Nachtdienst in Folge waren da keine
Seltenheit. Bedeutete sechzehn Stunden an einem Tag. Sehnlichst erbat sie sich
etwas Unterstützung von ihrem Ehemann. Der zog es aber vor, nach der Arbeit
noch einen heben zu gehen. Dementsprechend kam er erst im Morgengrauen völlig
betrunken nach Hause und schlief den Schlaf des Gerechten.
Noch hatte Julia Kräfte in sich, die sich
bald in Nichts auflösen würden. Dass ihr Mann en Alkoholiker ist, war ihr
bekannt. Irgendwie glaubte sie, ihn mit ihrer Liebe heilen zu können. Das war
jedoch ein Irrglaube. Zu den Alkoholexzessen gesellten sich im Laufe der Jahre
noch extrem hohe Schulden. Sie basierten nicht nur aus dem exzessiven
Alkoholkonsum, sondern resultierten von Besuchen in einem Bordell. Die Schulden
wuchsen ins Unermessliche. Die Ignoranz seiner kleinen Familie gegenüber wurde
noch getoppt, indem er sich einfach für drei Wochen nicht blicken ließ. Niemand
aus der Familie wusste, wo er sich aufhielt. Irgendwann kam um 23Uhr ein Anruf.
Er war wieder einmal betrunken, und Julia konnte ihn nicht verstehen. Ein
unverständliches Gebrabbel. Warum rief er mich um diese Uhrzeit an und dann
noch Hacke zu, fragte sie sich. Er wusste doch, dass mein Tag um vier Uhr
morgens begann. Jeden gottverdammten Tag. Sieben Tage die Woche. Vollgepackt
mit unterschiedlichen Verpflichtungen. Zum ersten Mal kamen Julia Tränen der
Verzweiflung aus ihren wunderschönen, braunen Augen. Sie fühlte sich psychisch
misshandelt und traktiert. Später wurden aus den Tränen Gefühle von abgrundtiefem
Hass und Zerrissenheit auf alles was männlicher Natur war. Sie wusste es zu
diesem Zeitpunkt nur noch nicht.
An irgendeinem Wochentag kam erneut ein
Anruf. Diesmal war es ihr Schwager. Er wollte 560 D-Mark (zu dieser Zeit war
noch die Währung) von ihr wiederhaben. Auf die Frage, warum ausgerechnet von
ihr, kam die Antwort, „Das Geld hat sich dein Mann, mein Bruder, von mir
geliehen, damit du etwas mehr Geld hast“. „Ich möchte nach Vichy zum Ski
Urlaub, und da benötige ich das Geld“. Julia hatte nie auch nur eine müde Mark
von ihrem Mann gesehen. Wahrscheinlich war es auf dieselbe Weise ausgegeben
worden wie immer. Alkohol und Weiber. Wut kroch in ihr empor, und Julia begann
sich innerlich aufzubäumen. „Mein lieber Schwager, dann hole dir das Geld
gefälligst auch von deinem Bruder zurück“. Sie schrie die Worte förmlich durchs
Telefon. „Du weißt ganz genau, wofür er das Geld ausgibt“. „Ich jedenfalls habe
nicht einen Pfennig davon gesehen“. „Du bist selbst schuld, wenn du ihm noch
vertraust“. Julia knallte den Hörer auf die Gabel und hätte am Liebsten ihren
Sohn genommen und wäre mit ihm aus dem Fenster gesprungen. Dieser Gedanke war
nur für einige Sekunden in ihrem Hirn. Sie liebte und liebt ihn immer noch,
ihren Sohn. Nein, ich muss kämpfen. Um unser beider Leben Willen. Auch wenn ich
nicht weiß, wie…
Julia begann nun ihr Leben zu
strukturieren. Nach einer Scheidung von ihrem Mann würde die Arbeit zwar nicht
weniger werden, jedoch kehrte dann wieder die so extrem benötigte Ruhe ein. Inzwischen
hatte sich Julia dem Schreiben gewidmet. Dreißig gottverdammte Jahre wurden ihr
genommen, und die galt es jetzt irgendwie ansatzweise nachzuholen. Das in jeder
Beziehung. Ihr neues Leben mit den Dingen zu füllen, die ihr lagen und zudem
noch Spaß machten waren angesagt. Eines hatte sie sich geschworen. Nie wieder
sollte mir irgendjemand weh tun. Inzwischen strahlt Julia wieder
Selbstsicherheit und Freude aus und projeziert diese auch auf ihr Umfeld. Humor
und das durchdringende Lachen hat sie wiedergewonnen. Trotz ihrer mehrfachen
Schwerbehinderungen wird sie geliebt. So, wie sie eben ist. Hilfsbereit, jederzeit
zu jedem Nonsens und Schabernack bereit. Es wirkte auf Julia wie eine Art von
Befreiung des BÖSEN. Mit ihrem Sohn hatte und hat sie ein entspanntes und
tiefes, inneres Verhältnis. Nach dem Motto: Hallo Welt, ich komme…
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© Marlies Hanelt 24.Juni2014