Hallöchen meine lieben Blogleser
Wieder etwas aus meiner Feder. Worum es geht, könnt ihr in meinem NACHWORT lesen. Eine Geschichte zum Nachdenken.
Unsichtbarer Horror
Traum oder doch Realität?
Selbstfindung der etwas anderen Art
Julia wird mitten in der Nacht wach. Hellwach.
Wie immer um drei Uhr morgens plagt sie fürchterlicher Durst. Der Herbstregen
prasselt mit voller Wucht gegen die Fensterscheiben ihres Schlafzimmers. Es
hört sich an, als würden tausende von Fäusten gegen das Glas hämmern und
fordernd um Einlass bitten. Aber, irgendetwas ist anders…
Julia fühlt sich irgendwie unwohl. Ihr
Körper reagiert mit einer Gänsehaut. Ihr ist kalt, obwohl sie sich zwei Decken
bis zur Nasenspitze hochgezogen hat. Das Herz schlägt heftig und unregelmäßig gegen
ihre Rippen. Es droht fast herauszuspringen. Enge manifestiert sich in der
Kehle. Sie nestelt nach dem Schalter ihrer kleinen Nachttischlampe und greift
ins Leere.
Nur schemenhaft heben sich die Konturen
ihrer Möbel ab. Jedoch befinden sich diese nicht mehr da, wo sie eigentlich
immer stehen. Zudem wirkt alles verzerrt. Was vorher viereckig war, ist jetzt
rechteckig. Kälte durchdringt den ganzen Raum, obwohl die Heizung voll
aufgedreht ist. Nichts ist mehr so, wie es vorher war. Das Gefühl als würde
jemand oder etwas neben ihrem Bett stehen, lässt Julias Körper förmlich
erstarren. Ihr Atem geht jetzt schneller und Panik beginnt von Julia Besitz zu
ergreifen. In diesem Moment ist ihr, als würde sich jemand über sie beugen und
mit seinem fauligen Brodem gänzlich berühren und einhüllen. Ich muss irgendwie
aus meinem Zimmer kommen. Mehr Gedanken lässt ihr Hirn nicht zu. Schweißgebadet
versucht Julia in die Senkrechte zu kommen, um erschöpft in Richtung Tür zu
wanken. Eigentlich ein alltägliches, nächtliches Ritual. Jedoch prallt sie an
der Wand ab. Vorsichtig tastet sich Julia an ihr entlang und kann die Zimmertür
nicht finden. Immer weiter gleiten ihre Handflächen, auf der Suche nach
irgendeinem Ausgang, um irgendwie aus dem Zimmer zu gelangen.
Währenddessen verändert sich alles um
Julia herum und Blitze durchzucken den warmen
Raum. Das Mobiliar ist nur noch schwach zu erkennen und beginnt sich langsam
aufzulösen. Julia kann nicht wissen, dass sie sich in einer anderen Zeit
befindet. Wispernde Stimmen dringen an ihre Ohren und beginnen ihr teuflisches
Psycho Spiel in einer ihr unbekannten Sprache.
Oder sind es nur verzerrte Worte, die in
ihrer fatalen Situation nicht richtig gedeutet werden können?. Julia versucht
sich zu konzentrieren. Jedoch misslingt jedweder Versuch, auch nur ansatzweise
einen Gedanken zu fassen. Ein Gefühl, als würde ihr Körper in eine enge Rüstung
gepresst, bringt Julia fast um den Verstand. „Wer ist da?“, würgt sie mit
erstickter Stimme hervor. Keine Antwort kommt auf diese banale Frage. Angst, Enge Gefühl und ausgeliefert sein gewinnen
die Oberhand. „Bitte, bitte, tue mir nichts“. Fast haucht sie die Worte, als
Julias Körper aufgibt und sie in Ohnmacht fällt. Ist es Traum oder doch
Realität?.
Als Julia nach sehr langer Zeit erwacht,
nimmt sie einen intensiven Geruch von vermoderndem Menschenfleisch wahr. Es
riecht nach Tod und Verwesung. Noch immer ist um Julia herum alles dunkel und
kalt. Ihre Glieder fühlen sich taub an und sind zu keiner Regung fähig. Simultan
gesellen sich Stiche auf ihrer Haut dazu, so als würden tausende von
Injektionsnadeln diese durchbohren. Das Gehirn kann diese Empfindungen noch
nicht richtig umsetzen und deuten. Taubheitsgefühl gepaart mit stechendem
Kribbeln kann nur bedeuten, dass der Kreislauf noch nicht in Fahrt gekommen
ist, assoziiert langsam Julias Gehirn. „Bewege dich und stehe endlich auf“,
beginnt es mir ihr zu reden. „Deine Gliedmaßen sind nur eingeschlafen“, spricht
es weiter. Julia versucht ihren immer noch geschwächten Körper langsam in die
Senkrechte zu bekommen. Nur sehr widerwillig reagiert er. Es pocht und
schmerzt, so als würden viele Hämmer gleichzeitig auf ihm niedersausen. „Gib
nicht auf“, bettelt inständig und flehend Julias Gehirn. „Wenn du nichts
unternimmt, bist du dem Tode geweiht“. Angetrieben von den Befehlen gelingt es
ihr, endlich zu stehen. „Setze einen Fuß vor den Anderen“, fordert es Julia
jetzt auf. Sie knickt mit dem einen Bein ein und sackt erneut zu Boden. „Noch
einmal, bitte“, winselt es. „Reiße dich zusammen“, fährt es fort.
So als würde Julias Gehirn neue Energien
für ihren Körper spenden, steht sie auf und schreitet majestätisch mit
erhobenem Haupt durch das Dunkel. In diesem Moment gleiten imaginäre Hände mit
langen Krallen über ihre Arme, graben sich in ihr Fleisch und ziehen Julia
unaufhörlich weiter. Sich dagegen zu wehren ist unmöglich. Ist es Traum oder
doch Realität?.
„Wer bist du, und was willst du von mir?“.
Ihre Stimme klingt noch fest und unnachgiebig. „Ich bin dein zweites Ich“. „Du
hast mich erschaffen“, höhnt es. „Ich bin böse, genau so wie du“, tönt es
weiter mit seiner Fistelstimme. „Ich bin Du, und Du bist Ich“. „Ich existiere
in deiner Fantasie“. „Nur wenn du mich tötest, sterbe ich“. „Mein Tod wird auch
den Deinen zur Folge haben“. „Gut und
Böse vereinen sich in dir, hast du das nicht gewusst?“, fragt es provokant und
lacht ein diabolisches krächzen. „Versuche es nur, und du wirst sehen, dass du
ohne mich nicht existieren kannst“. „Ohne mich wäre es zudem langweilig und
stupide in deinem Leben“. „Ich peppe es auf und versorge dich mit einem
gewissen prickeln“. „Denke nach, bevor du mir antwortest“. „Ich kann dich auch,
je nach Lust und Laune, zu einem Monster werden lassen“. „Deine Gedanken
entfachen das Böse oder Gute in dir“. „Jedoch ist mir manchmal dein Bruder
WILLE im Weg“. „Meuchle ihn, und wir beide werden auf ewig eins sein“. „Es ist
nur der WILLE, der mich töten kann“.
Plötzlich erhellt sich der Raum, so als
hätte jemand den Lichtschalter gedrückt. Julia ist umgeben von Spiegeln, in
denen sie sich abwechselnd mit sinnlicher als auch teuflischer Mimik betrachtet.
Böse und gute Julia beginnen auf sie
einzureden, und jedweden WILLEN der Entscheidung in ihr zu ersticken.
Der WILLE stirbt. Julia ist im Einklang mit
GUT und BÖSE.
NACHWORT
Mit dieser Geschichte beschreibe ich, wie Julia
versucht, den inneren Schweinehund zu bekämpfen. Nur mit dem Willen und festen
Vorsatz kann es gelingen, das Böse in Schach zu halten. Manchmal muss es aber
heraus, um seine Daseinsberechtigung zu haben. Gewisse Lebensumstände erfordern
dies. Ist der WILLE erst gestorben, werden GUT und BÖSE manchmal kongruent
sein. Aber nur manchmal…
© Marlies Hanelt 2.Juli2014