(Logos made by WORD.)
Hallöchen, und herzlich Willkommen auf meinem Blog. Eine neue surrealistische, belletristische Geschichte wartet auf euch.
Redefluss
Wieder einmal neigt sich ein arbeitsintensiver
Tag dem Ende zu. Er fließt dahin wie ein Strom von der Quelle bis zur
Meeresmündung. Wird immer erneut gespeist von den schmelzenden Eiskuppen der
Berge. Was gibt es da Besseres zu tun als chillen und den Abend mit einem supertollen
Programm einzuläuten, bei dem man so richtig ablästern kann. Also zappe ich spontan
durch die Speicherplätze, auf der Suche nach eben diesem und bleibe bei TVK69
hängen. Das ist eine Verkaufssendung für
Menschen mit hohen Ansprüchen. Da labern die ewig grinsenden Moderatoren nicht
einfach wirres Zeug, sondern erklären immer wieder ein Produkt, damit auch
wirklich jeder Dumme alles verstehen kann.
Zwei Moderatoren, von denen einer der Spezialist ist, und der Andere
nur seinen Senf dazugibt, preisen eine
Kosmetikkollektion an. After Shaves, Lotions und Deo-Sprays for men. Schaue wie
gebannt auf den Bildschirm und bin fasziniert von dem einstündigen Redefluss. Es
ist wie eine Art von Hammermethode. Man könnte auch sagen, ständiges hämmern
macht die Birne und das Hirn weich. Am Liebsten würde ich diesen Quassel Typen paralysieren,
damit der eigentliche Hersteller der Produktplatte zu Wort kommt. Dauernd
unterbricht er ihn und labert unverständliches Zeug daher. Ein Redeschwall, der
schier endlos zu sein scheint. Die Produkte werden so detailliert beschrieben,
dass man einfach zugreifen und bestellen muss. Was kann man eigentlich mehr aus
einem Produkt herausholen als den Inhalt?.
Wen interessiert die Form, Farbe und das aufgedruckte Logo?. Mich jedenfalls nicht. Einreiben, sprühen oder
bespritzeln und gut ist.
Zudem wird eingeblendet, wie viele Fläschchen,
Döschen und Pump-Sprays noch auf Lager sind. „Bestellen sie jetzt, es sind nur
noch zweihundertfünfzig Stück vorrätig“, tönt der Moderator wie ein
Marktschreier. Die eingeblendete Zahl der
Bestellungen rattert massiv nach unten und ist bereits nach zwanzig Minuten bei
hundert angekommen. „Wenn sie jetzt nicht unter der eingeblendeten,
kostenfreien Nummer anrufen, sind die auch bald weg“, kreischt er weiter. „Seine
Stimme wird bald versagen, wenn der so weiter macht“, rede ich lachend mit auf
dem Monitor befindlichen Typen. Natürlich kann er mich nicht hören, wie auch.
In diesem Moment blickt mir der Quasseltyp
mit hochrotem Gesicht und verzerrter Mimik direkt in meine Augen und antwortet.
„Was heißt hier Stimme versagen“. „Nichts da, immerhin habe ich diese
trainiert, um überzeugend rüberzukommen, Frau Hanelt“. Hat der eben mich
gemeint?, frage ich mich irritiert. Schüttele daraufhin mein Haupt, als Geste
des Unverständnisses. Unvermittelt säuselt er weiter, so als würde er sich von
mir angepisst fühlen. „Liebe Frau Hanelt, ich kann ihnen ja mal eine Kostprobe
des Deos für men geben“. Spricht es und nimmt die runde Flasche in die Hand, um
es mir daraufhin durch die Mattscheibe zu sprühen. Ein ziemlich intensiver als
auch süßlicher Duft macht sich in meinem Zimmer breit. Hilfe, ist das
realistisch, denke ich bei mir. „Na, wehrte Kundin Hanelt, wie gefällt ihnen
dieser betörende Duft?“, zwinkert er mir jetzt zu und erhebt seine Stimme
demonstrativ, um mir das Produkt schmackhaft zu machen. „Wie würde ihnen eine
Kostprobe von der passenden Bodylotion gefallen?“, fragt er ohne Pause weiter. Er
wartet meine Antwort erst gar nicht ab, sondern drückt einen Strang Creme aus
der Tube, der sich sofort auf dem Monitor wie eine Art von Schmierfilm
verteilt. Nun ist der Moderator nicht mehr zu erkennen, was mich ziemlich
befriedigt und belustigt. Irgendwie habe ich genug von diesen Verkaufssendungen
und will aufstehen, um den Betriebsknopf des Fernsehers zu drücken. Meine Augen
öffnen sich, und ich sitze immer noch in meinem bequemen Lederfernsehsessel. Bin
ich vor Müdigkeit einfach eingeschlafen?. Der TV-Apparat ist jedoch ausgeschaltet,
da ich ihn nicht wirklich eingeschaltet habe. War das jetzt nur ein Traum?.
Manchmal verschmelzen Traum und Realität zu etwas Surrealem.
© Marlies Hanelt 24.August2014