Sonntag, 24. August 2014

-Redefluss-. Geschichte aus meiner Surrealistic Sammlung.


                       

(Logos made by WORD.)


Hallöchen, und herzlich Willkommen auf meinem Blog. Eine neue surrealistische, belletristische Geschichte wartet auf euch. 



Redefluss
Wieder einmal neigt sich ein arbeitsintensiver Tag dem Ende zu. Er fließt dahin wie ein Strom von der Quelle bis zur Meeresmündung. Wird immer erneut gespeist von den schmelzenden Eiskuppen der Berge. Was gibt es da Besseres zu tun als chillen und den Abend mit einem supertollen Programm einzuläuten, bei dem man so richtig ablästern kann. Also zappe ich spontan durch die Speicherplätze, auf der Suche nach eben diesem und bleibe bei TVK69 hängen. Das  ist eine Verkaufssendung für Menschen mit hohen Ansprüchen. Da labern die ewig grinsenden Moderatoren nicht einfach wirres Zeug, sondern erklären immer wieder ein Produkt, damit auch wirklich jeder Dumme alles verstehen kann.
Zwei Moderatoren,  von denen einer der Spezialist ist, und der Andere nur seinen Senf  dazugibt, preisen eine Kosmetikkollektion an. After Shaves, Lotions und Deo-Sprays for men. Schaue wie gebannt auf den Bildschirm und bin fasziniert von dem einstündigen Redefluss. Es ist wie eine Art von Hammermethode. Man könnte auch sagen, ständiges hämmern macht die Birne und das Hirn weich. Am Liebsten würde ich diesen Quassel Typen paralysieren, damit der eigentliche Hersteller der Produktplatte zu Wort kommt. Dauernd unterbricht er ihn und labert unverständliches Zeug daher. Ein Redeschwall, der schier endlos zu sein scheint. Die Produkte werden so detailliert beschrieben, dass man einfach zugreifen und bestellen muss. Was kann man eigentlich mehr aus einem Produkt  herausholen als den Inhalt?. Wen interessiert die Form, Farbe und das aufgedruckte Logo?.  Mich jedenfalls nicht. Einreiben, sprühen oder bespritzeln und gut ist.  
Zudem wird eingeblendet, wie viele Fläschchen, Döschen und Pump-Sprays noch auf Lager sind. „Bestellen sie jetzt, es sind nur noch zweihundertfünfzig Stück vorrätig“, tönt der Moderator wie ein Marktschreier.  Die eingeblendete Zahl der Bestellungen rattert massiv nach unten und ist bereits nach zwanzig Minuten bei hundert angekommen. „Wenn sie jetzt nicht unter der eingeblendeten, kostenfreien Nummer anrufen, sind die auch bald weg“, kreischt er weiter. „Seine Stimme wird bald versagen, wenn der so weiter macht“, rede ich lachend mit auf dem Monitor befindlichen Typen. Natürlich kann er mich nicht hören, wie auch.
In diesem Moment blickt mir der Quasseltyp mit hochrotem Gesicht und verzerrter Mimik direkt in meine Augen und antwortet. „Was heißt hier Stimme versagen“. „Nichts da, immerhin habe ich diese trainiert, um überzeugend rüberzukommen, Frau Hanelt“. Hat der eben mich gemeint?, frage ich mich irritiert. Schüttele daraufhin mein Haupt, als Geste des Unverständnisses. Unvermittelt säuselt er weiter, so als würde er sich von mir angepisst fühlen. „Liebe Frau Hanelt, ich kann ihnen ja mal eine Kostprobe des Deos für men geben“. Spricht es und nimmt die runde Flasche in die Hand, um es mir daraufhin durch die Mattscheibe zu sprühen. Ein ziemlich intensiver als auch süßlicher Duft macht sich in meinem Zimmer breit. Hilfe, ist das realistisch, denke ich bei mir. „Na, wehrte Kundin Hanelt, wie gefällt ihnen dieser betörende Duft?“, zwinkert er mir jetzt zu und erhebt seine Stimme demonstrativ, um mir das Produkt schmackhaft zu machen. „Wie würde ihnen eine Kostprobe von der passenden Bodylotion gefallen?“, fragt er ohne Pause weiter. Er wartet meine Antwort erst gar nicht ab, sondern drückt einen Strang Creme aus der Tube, der sich sofort auf dem Monitor wie eine Art von Schmierfilm verteilt. Nun ist der Moderator nicht mehr zu erkennen, was mich ziemlich befriedigt und belustigt. Irgendwie habe ich genug von diesen Verkaufssendungen und will aufstehen, um den Betriebsknopf des Fernsehers zu drücken. Meine Augen öffnen sich, und ich sitze immer noch in meinem bequemen Lederfernsehsessel. Bin ich vor Müdigkeit einfach eingeschlafen?. Der TV-Apparat ist jedoch ausgeschaltet, da ich ihn nicht wirklich eingeschaltet habe. War das jetzt nur ein Traum?. Manchmal verschmelzen Traum und Realität zu etwas Surrealem.   
© Marlies Hanelt 24.August2014