Hallöchen, meine lieben Blogleser
Willkommen in meinem Blogreich.
Es ist wieder einmal soweit.
Haneltmania
Surrealistische
Belletristik
(Bild von Pixabay in Public Domain)
Eine neue surrealistische Belletristikgeschichte hat den Weg auf meinen Blog gefunden, um von euch verschlungen zu werden. Das ist meine Version von Schmerzen.
Körper-Update
Der schwarze Schmerz
Ich stehe vor meinem weit geöffneten
Fenster des Wohnzimmers und blicke in den düsteren Abendhimmel. Es ist
Vollmondnacht, und man könnte so einiges, gruseliges erwarten. Zumindest den
Schrei eines Kauzes, der die kalte Luft durchdringt, bis ins Mark geht und einen
Schauer über den Rücken jagen lässt. Der Zeiger meiner Uhr bewegt sich langsam,
minütlich auf Mitternacht zu. Es ist Spätherbst, und mich fröstelt etwas, obwohl
ich eine Strickjacke über meinen Pullover gestreift habe. Sie hat weder Knöpfe
noch einen Reißverschluss. Ja, so etwas soll es wirklich geben. Sie stammt aus
einer Zeit, da ich noch oft gestrickt und gehäkelt habe. Heute fühlen sich
meine Finger etwas kalt und manchmal steinhart an, was diese hohe Kunst der wo(l)llustigen
Tätigkeit nicht mehr möglich macht.
Ich genieße diese Momente, mit der Natur
eins zu sein, gerade wenn ein langer, anstrengender Tag hinter mir liegt. Der
Wind frischt auf und lässt meinen ohnehin schon durchgekühlten Körper fast
erstarren. Trotzdem harre ich in dieser Position aus, um wenigstens die
glasklare Kaltluft in meine strapazierte Lunge einzusaugen. Immerhin macht sich
dadurch eine gewisse Entspannung in meinem drangsalierten, schmerzenden Körper
breit, die es mir ermöglicht besser schlafen zu können. Jetzt ist es genug,
denke ich bei mir, und wende mich ab, um in mein warmes Kuschelbett zu steigen.
Nur noch eine kleine Drehung, und ich
kann dem vehementen Ruf meines Nachtlagers folgen. In diesem Moment knacken
meine oberen als auch unteren Extremitäten, so als würden sie gesprengt werden.
Höllische Schmerzen ziehen ihren Weg über die Nervenbahnen bis ins Gehirn und
manifestieren sich dort. „Himmel und Hölle, Hölle, Hölle“, schreie ich aus
Leibeskräften. Ob ich jemanden damit wecke, ist mir scheißegal. Automatisch greife
ich mir an die schmerzenden Stellen und bemerke etwas Spitzes, Metallartiges in
meinem Oberarmgelenk. Es fühlt sich wie eine Messerklinge an. Ich will mich
vergewissern, ob mein Gefühl richtig von mir gedeutet ist. Erst einmal ziehe
ich die Hand zurück und erschrecke. Blut tropft unaufhörlich aus einer
klaffenden Wunde auf den Velour Teppich, der es sofort in sich aufsaugt. Ob ich
diese Flecken herausbekomme?, stelle ich mir kurz diese unnütze Frage.
Ich versuche mich langsam umzudrehen. Da
knackt es erneut, und tierische Schmerzen fahren durch meinen Leib. Da bemerke ich eine schwarze
Gestalt, deren Hand immer noch den Griff des Messers hält, dessen Spitze in
meinem Oberarm steckt. Das erweckt in mir den Eindruck, als wäre er mit seiner
Waffe verschmolzen und kann einfach nicht loslassen. Plötzlich zieht er
ruckartig das Stilett heraus, um in einer anderen Stelle zuzustechen. Immer und
immer wieder bohrt dieser schwarze Typ in anderen Gelenkkapseln meines Körpers
herum. Mich zu wehren ist kaum möglich, da die Schmerzen dies nicht mehr
zulassen. Zudem wird mir schwindelig, und ich falle in Ohnmacht. Das Letzte was
ich noch wahrnehme, ist das teuflische Lachen des schwarzen Mannes. Undeutlich
nehme ich seine Worte wahr. „Gegen mich hast du keine Chance, denn ich bin dein
schwarzer Schmerz und verpasse dir ab jetzt jeden Tag ein neues Körper-Update, so
dass du die Glocken im Himmel läuten hören wirst“.
Blödmann, Scheißkerl, Idiot, denke ich nur
kurz, als es Nacht um mich herum wird. Ich erwache am nächsten Morgen und kann
mich kaum noch rühren. Fühle mich ausgelaugt und zerschmettert, so als hätte
ich einen zwölfstündigen Boxkampf mit M. Ali hinter mir. Oh, Mann, hat dieser
Typ wirklich Ernst gemacht mit seinem Update?, schießt eine bescheuerte Frage
durch mein müdes Gehirn. Zu mehr bin ich nicht fähig, denn mein Body fühlt sich
an, als wäre er ein steifes Bügelbrett. Kann man an diesem Zustand wirklich
noch etwas updaten?.....Natürlich, da geht bestimmt noch etwas. Fragt sich nur
was?.
© Marlies Hanelt 27.August2014