(Bild via Pixabay in Public Domain)
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Hallöchen und Willkommen in meinem besonderen
-Reich-
Ein ausser Rand und Band geratenes Möbelstück wartet auf euch.
Schön, um wahr zu sein? Vielleicht probiert ihr es auch einmal? Man kann nie wissen, was daraufhin geschieht.
“Verrückter“ Stuhl
Wer mich schon einige Zeit
kennt, weiß um mein facettenreich gewickeltes Depot, im oberen Bereich der doch
sehr kurzen Extremitäten. Gleichsam befindet es sich zwischen meinen
Schulterblättern und kommt kaum zur Ruhe. Denn immerhin möchte ich meine wehrte
Leserschaft so oft als möglich bedienen. Titel, in Form einer Metapher sind
mein Spezialgebiet. Obwohl, ich bediene keine besondere Sparte. Stelle auch
andere Thematiken in den Vordergrund, die mich interessieren.
Diesmal ist der Stuhl
“verrückt“. Tja, wird er nur etwas weiter gestellt oder verblödet dieser regelrecht? Quasi
“verrückt“? Das Reich der Fantasien ist unendlich. Demzufolge lasse ich ihn
einfach “verrückt“ werden. Die deutsche Sprache gibt hier besonders viel her,
und das möchte ich keinesfalls missen.
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Wie an jedem Tag, dem die
Monotonie nur so inne wohnt, wird der Frühstückstisch ordentlich hergerichtet.
Mit allem Brimborium, was das Herz begehrt. Hierzu gehört natürlich auch das
akribische Aufstellen der Küchenstühle, die parallel zu den Gegenüberliegenden
akkurat ausgerichtet sind. Alles hat eben seine sehr spezielle Ordnung, die
schon einer gewissen Akribie ähnelt. Verbirgt sich dahinter nun Wahnsinn,
Stumpfsinn oder gar kein Sinn? Holz kann eventuell ein Eigenleben führen. Ganz
besonders dann, wenn es sich um einen Stuhl handelt, der dieser Monotonie überdrüssig
geworden ist und sich dagegen wehrt. Hierzu gesellt sich eine übersteigerte
Fantasie, die alles aus den Angeln hebt. Will sagen, dass man selbst als auch das
hölzerne Möbelstück, der kranken vorgeschriebenen Befehlskraft des Hirns
entfliehen möchte, aber keine Chance sieht. Man folgt einfach dieser über alles
regierenden Gewalt und möchte sich wiederum auch davon befreien. Was für ein
Gefühlschaos sich im Inneren breit macht, kann man sich bildlich vorstellen
oder nicht?
Im Nu entsteht ein
höllischer Kampf in einem selbst, der einer Flucht aus dem Serail gleichkommt. Man
entführt seine Gedanken und lässt genau das zu, was man wirklich möchte. Überzeugt
davon, beginnt auch der Stuhl seine Befreiung und agiert auf die eigene
illustere hölzerne Weise, welche nicht mehr starr wirkt. ALLES lebt irgendwie.
Übertragung von Gedanken auf Dinge, die man Telekinese nennt, nehmen ihren
ungebremsten Lauf. Unsereins vollführt einen Table Dance, der seine erotische
Wirkung auf den Stuhl nicht verfehlt. Daraufhin beginnt dieser, völlig angetörnt,
mit den Holzbeinen einzuknicken. Die Armlehnen wölben sich um meine Taille, und
reiben auf dem ziemlich großen Bauchnabel herum. Was treibt dieser erotische
Stuhl mit mir? schnellt eine logische Frage, wie ein Pfeil auf der Sehne, durch
mein Hirn. Die Antwort ist unmissverständlich und logisch. Das befreiende
Gefühl in mir, hat sich auf den Holzstuhl wie von selbst übertragen. Ihn
butterweich werden lassen. Aus der einstigen, für sich selbst auferlegten
Agonie und Einfältigkeit, entsteht das Bild einer erlösenden Menschlichkeit,
der auch die Seele nichts entgegen zu setzen hat. Beide frönen so lange, wie es
eben nötig ist. Gibt es etwas Schöneres, als vom Alltag abzudriften und seinem
persönlichem wirklichen Empfinden nachzugehen?
“Verrückter“ Stuhl und
Mensch geben sich hier manchmal den Schlagabtausch und wollen so agieren,
wonach ihnen ist. “Verrückt“ und –verrückt- sind manchmal auch identisch. Eben
nur dann, wenn sich ALLES so bewegt, wie es die Fantasie verrückterweise
vorschreibt. Sind wir nicht alle ein wenig verrückt?
© Marlies Hanelt 13. Mai
2016