Dienstag, 23. Mai 2017

-MEIN NAME IST ...- Alltagsgeschichte, mit einem Körnchen Wahrheit

                           
(Gestaltet mit Word und Paint)      

   Willkommen auf Haneltmania

Mal ganz ehrlich, wer kennt das nicht? Frisch aus meinem flatterhaften Gehirn entsprungen, und eben hier gelandet.



Mein Name ist …

 

Verspüre in diesem Moment das menschliche, über allem herrschende Bedürfnis, Ihnen meinen Familiennamen zu offerieren. Es muss endlich heraus, da ich sonst  mit einem Knall platze. Immerhin trage ich diesen dubiosen als auch irrwitzigen Namen schon seit meiner Geburt. Verdammt, was hat man sich nur dabei  gedacht, mich sinnlos zeugen zu wollen? Hätte man durchaus auch anders regeln sollen. Könnte ihn inzwischen auch ändern lassen, aber dies lassen meine finanziellen Mittel leider nicht zu. Demzufolge muss ich wohl bis zu meinem Tode damit leben müssen. Nur wie?

Also, ich heiße Michael … Ähm, Michael … Jetzt fangen sie nur nicht an zu lachen, hätte fatale Auswirkungen für mein ohnehin schon desolates Ego. Noch einmal von vorne. Ich heiße Michael Knall! Ja, so ist es. Scheiße, habe doch gesagt nicht lachen! Irgendwie entbehrt dieser Name nicht einer gewissen Logik, denn meine Geburt ist zwar nicht schmerzfrei über die Bühne gegangen, aber dafür Knall auf Fall. Eben kurz und schmerzerfüllt.

Erinnere mich noch an die Zeit in der Grundschule. Kinder sind erbarmungslos, und sagen das, was ihnen in den Sinn kommt. Können sie sich überhaupt vorstellen, in welcher Weise das Wort ´Knall´ des deutschen Sprachgebrauchs, im metaphorischen Sinn verwendet wird? Wohl kaum, denn sie heißen garantiert nicht Knall, oder? Wenn ja, dann kennen sie dieses Verarsche-, Verhöhne- und Häme Spiel auch – mehr oder weniger. Sage nur, es ist die pure Hölle gewesen. Fühlt sich an als würde man am lebendigen Leib verbrennen. Mal abgesehen davon, treibt es die Seele in den Abgrund, was sich auch so anfühlt – nämlich ein Fallen ohne Ende, ohne dass man etwas dagegen unternehmen kann. Teilweise ergeht es mir heute noch so. Jetzt werden sie mit Recht sagen, dagegen kann man sich doch als erwachsener Mann heftig zur Wehr setzen, oder? Ob nun verbal, physisch oder auch beides. Mitnichten – weder noch. Denn inzwischen reagiere ich mit Humor als auch gar nicht. Gehe einfach meiner Wege, sollte eine Verbalattacke meines Umfeldes auf mich herabregnen. Ignoriere so lange, bis mich im äußersten Notfall dennoch die Wut packt. Diese wie ein ohrenbetäubender KNALL aus meinem tiefsten Inneren durch das orale Speisezimmer schießt. Erst knallt es im Hirn, dann folgt der bittere Versuch einer vorkonstruierten Wortwahl, die es voll in sich hat.

Ach ja, hatte völlig vergessen zu erwähnen, dass sich zu meinem obszön klingenden Namen eine Krankheit dazugesellt, die alles aus dem Rahmen knallen lässt. Seit meine Wenigkeit ansatzweise reden und formulieren kann, bin ich ein hemmungsloser Stotterer. Gehöre zu jenen, die extrem stottern. Selbst wenn der Satz noch so wenige Worte beinhaltet, ist es für mich eine groteske Herausforderung, der ich mich jeden gottverdammten Tag stelle.

Die Kombination von Stotterei und dem wohlklingenden Namen ´Knall´, haut einem im Alltag die Schuhe weg. Hier mal eins von vielen Beispielen.

Fragt mich jemand auf einer Behörde, am Telefon oder gar beim Arzt: »Wie ist Ihr werter Name, Herr …?«  Schaut mich hierzu mit herausfordernder Mimik an. Jetzt geht es los. »I-i-i-ich hei-hei-hei-heiße, Kn-kn-kn-Knall!« In diesem Moment schlägt das offene Fenster des Zimmers zu, und es knallt heftig. Beinahe wären die Scheiben zu Bruch gegangen, denn sie vibrieren leicht. Unsägliche Stille im Raum, die den bevorstehenden Lachsturm logischerweise anzukündigen scheint. Betretenes Gesicht seitens des Fragenden. Der Befragte, also ICH,  liegt wie auf der Lauer, da momentan alles zu erwarten ist. Wie soll er nun reagieren? »So, so, Sie heißen also Kn…«, räuspert sich geräuschvoll. »Sie wollen  mich wohl verarschen, was?« dröhnt mir seine piepsige Stimme entgegen - blöderweise an eine Frau erinnernd, die zu keifen beginnt. Urplötzlich wird die Stille aufgelöst und von einem tierischen, höllischen Gelächter durchschnitten, das die peinliche Situation total entspannt. Tja, perfekt sein ist nicht immer wünschenswert, wenn es doch auch anders geht, da hierfür offensichtlich die Voraussetzungen fehlen. Alles ist möglich. Macht einfach das Beste daraus.

 

© Marlies Hanelt 23. Mai 1917    
 
Bis demnächst in diesem fa(u)ntastischen Theater.
 
Eure Admina Marlies Hanelt  

   

     

 

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