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Momentan ist Bella Surrealistika angesagt. Ich habe mich des obskuren Themas -Leichenschmaus- angenommen. Natürlich wörtlich genommen. Denn man kann in der deutschen Sprache sehr VIELES metaphorisch betrachten. Einfach herrrrlich!.
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Momentan ist Bella Surrealistika angesagt. Ich habe mich des obskuren Themas -Leichenschmaus- angenommen. Natürlich wörtlich genommen. Denn man kann in der deutschen Sprache sehr VIELES metaphorisch betrachten. Einfach herrrrlich!.
Leichenschmaus?. Recycling der etwas
absonderlichen Art
Heute ist Donnerstag, und Onkel Ariberts
Beerdigung steht endlich bevor. Nach langer Krankheit, ohne Aussicht auf
Heilung, hat ihn nun vor zwei Wochen das Schicksal erlöst, und seine Familie
trauert um den Verstorbenen. Immerhin musste seine Leiche, nachdem sie
obduziert, und ein natürlicher Tod auf dem Sektionsformular bestätigt wurde, vierzehn
Tage auf Kühlung liegen. Erst dann hat man sie freigegeben. In dieser Zeit
hat sich der liebe Gott offensichtlich
vieler Totgeweihter angenommen, denn die Kühlräume sind bis unter die Decke
knacke voll. Kein Platz, um auch nur ansatzweise einen neuen Toten aufzunehmen.
Das könnte die Gefahr bergen, dass man sich ihrer toten Körper anderweitig
annehmen sollte.
Hierfür gibt es den allseits bekannten –Leichenschmaus-.
Ein sehr probates, als auch konstruktiv durchdachtes Mittel, um den Körper auf
eine Art Recycling Basis verarbeiten zu können. Zudem ist es die Billigste.
Onkel Aribert ist noch einmal gerade so
daran vorbei geschliddert. Sein Kühl Fach ist das letzte, freie gewesen. Trotzdem,
alle Hinterbliebenen haben sich diebisch auf das Festmahl gefreut Immerhin
hatten die Angehörigen einen riesigen Grill
in einem Steakhouse bestellt. An diesem besonderen Tag sollte nur er
gegrillt werden, denn Gäste dürften dieses Zeremoniell nicht gut heißen. Nur geladene Mitglieder der
engeren Familie sind hier erwünscht.
Alle Vorbereitungen sind im Keim erstickt
worden, und die Familie ist nicht sonderlich entzückt darüber. Wut und Zorn
macht sich unter ihnen breit. Da kommt der Neffe des Verstorbenen auf eine
fantastische Idee, die seinesgleichen sucht. „Was haltet ihr davon, wenn wir
uns einfach in die Kühlung des gerichtsmedizinischen Instituts schleichen und
Onkel Aribert mitnehmen?. Gustav und ich klemmen ihn uns unter die Arme, und es
sieht dann so aus, als würde er in unserer Mitte laufen. Keiner würde auch nur
ansatzweise den Verdacht schöpfen, dass er eigentlich schon längere Zeit tot
ist. Na ja, das bisschen Steifigkeit bekommen wir auch noch geregelt. Hatte er
nicht auch Arthrose?. Das passt schon. Lasst uns beide nur machen. Von mir bekommt er noch ne‘
Sonnenbrille auf den Nasenrücken gestülpt und eine brennende Zigarre in den
Mundwinkel gestopft. Sieht wirklich echt und sehr natürlich aus“.
Die anderen Familienmitglieder sind
einverstanden und nicken dazu wohlwollend mit ihren Köpfen. „Haben wir
eigentlich Vegetarier in der Familie?̋, brüllt Gustav mit einem verschmitzten
Lächeln auf dem Gesicht, in die Runde. Drei Typen erheben die Arme und melden
sich. „Okay, ihr könnt dann die Restaurant Servietten grillen. Passt nur auf,
dass sie nicht verbrennen. Also vorher schön satt mit Rum tränken, dann
flambiert das Zeugs“. Sie sind total einverstanden und können es kaum erwarten,
auch dabei sein zu dürfen. Ihnen läuft schon der Geifer aus den Mundwinkeln und
benetzt den nackten, steinernen Boden.
Es ist Donnerstag, und die Familie sitzt vollzählig
versammelt um einen großen Tisch herum. Gustav hat den Grill mit einem Fön
angefacht, und Onkel Aribert steckt schon auf dem langen Spieß. Die Flammen
sind so hoch, dass sein Körper beginnt, schwarz zu werden. „Teufel, so geht das
nicht!̋, schreit Gustav. „Verkohlt ist er ungenießbar und innen noch roh. Geht
gar nicht. Werfe mir doch jemand mal bitte ein kühles Bierchen rüber!“, blökt
er in den Familienkreis. „Wie wäre es mit Stanniol, dass ich drumwickeln kann?̋.
Ralle steht auf und wirft Gustav die gewünschten Dinge in Richtung Grill. Zwar
gezielt, aber leider völlig daneben. Dementsprechend fällt die Bierflasche auf
den Boden und zerplatzt in tausend Scherben. Der Inhalt ergießt sich über den
Teppich und saugt sich voll. „Scheiße, was seid ihr mir nur für Nichtskönner!“,
wettert Gustav, und seine Laune sinkt auf den Nullpunkt. Währenddessen dreht der
tote Aribert weiter über dem Grillfeuer und entflammt. Sein Fleisch wird so
stark geröstet, dass es qualmt und widerlich stinkt. Die Grill Bude entflammt
und verglimmt, mit Ur Onkel, Großbutter, Butter und Zimt.
Nachwort
Gevatter TOD ist unausweichlich. Wird der
Mensch geboren, ist er verdammt dazu, zu sterben. Nur wann, wie und wo, kann
man nicht planen. Nimmt man ihn mit einem Lächeln und etwas Humor an, wirkt er
nicht mehr so monströs, schwarz und beängstigend. Den inneren Schmerz, wenn ein
geliebter Mensch, nach seinem Ableben, ins Universum fliegt, auf den weit ausgebreiteten
Schwingen eines Todesvogels, kann man eventuell mit diesem Humor und einer
anderen Sichtweise hierauf, besser verarbeiten. Wie sonst sollten wir weiterleben
können, wenn wir uns von eben diesem Schmerz bis ans Ende unserer Tage beseelen
lassen?. Unsere Gedanken an den geliebten Menschen tragen wir jedoch für immer
in unseren Herzen und Köpfen. Dort werden sie verinnerlicht und abgespeichert. Je
nach Bedarf, holen wir sie wieder herauf in unser Bewusstsein und erinnern uns.
Für immer und ewig.
-ENDE-
©Marlies Hanelt 16.Mai2015