Freitag, 16. Oktober 2015

-SCHAUKELJUNKIE-. Humoriges aus meiner Trickkiste. Schaukeln bis der Arzt kommt.

                        
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Eine neue Story wartet auf euch, die es definitiv in sich hat. Kann man vom Schaukeln in eine tiefe Abhängigkeit rutschen?. Alles ist eben möglich. 



                Schaukeljunkie (Humoriges)
Es gibt ja die dubiosesten Süchte auf dieser Welt. Ist man erst einmal einer Sucht verfallen, egal um welche es sich handelt, kann man einfach nicht damit aufhören. Ständig wohnt dem Körper als auch der Seele ein unbändiger Drang inne, es immer wieder zu müssen. Wovon ich hier schreibe?. Natürlich meine ich das Schaukeln. Kann man exzessiv auf einer Wippe-Dippe, einem Pferd auf einer flexiblen dicken Metallfeder, einem Reifen, der an beiden Seiten mit einer Kette aufgehängt ist, und, und, und. Zuerst ist es noch ein Hobby, das kindliche Freude in einem hervor ruft. Jedoch steigert sich die Lust nach einigen Tagen immens. Schaukeln, bis der Arzt kommt. Schaukeln, bis zum Abwinken. Eben so lange, bis das Hirn die Umverpackung verlässt oder sich der Magen nach außen stülpt. Man den vorab gegessenen Eintopf der Straße überlässt. Wonne in höchster Vollendung?. Für den Einen schon. Jedoch den Anderen ein Teufelskreis, aus dem es kein entrinnen gibt. Man kann zum Junkie mutieren, für den es absolut zum jetzigen Zeitpunkt keine Heilungschancen gibt, da keine probaten Therapien angeboten werden.  
Tasa, eine kleine lustige Dame älteren Jahrgangs, will es noch einmal so richtig krachen lassen. Nicht dass sie jetzt etwa Bock auf wilde Partys hätte. Nein, nicht wirklich. Es fehlen immerhin schon einige Freunde, die ihre Seelen ins Nirwana haben driften lassen, da es ihnen auf der Erde zu langweilig wurde. Somit ist das Thema Party abgehakt. Schon ziemlich lange. Vor Humor und Lebensfreude fast übersprühend, driftet sie ab und zu in ihre Kindheit zurück. Was war das für eine tolle Zeit, in der man einfach das Kind sein genießen konnte. Kleine lustige Spiele wie Seilhüpfen, Murmeln aus Ton und Bucker aus Glas, versuchen in ein Erdloch zu schnippen. Also mit dem Zeigefinger quasi dort hinein zu kullern. Himmel und Erde spielen. Hierzu zeichnete man mit Kreide auf den Gehsteigplatten am Anfang das Wort Erde ein. Hernach auf der nächsten Platte die Zahl eins. Auf der Weiteren wurde die Platte mit der zwei und der Zahl drei halbiert. Dann folgte wieder eine mit der Zahl vier. Usw. Konnte man ellenlang fortsetzen. Am Ende der letzten Platte stand das Wort Himmel. Man platzierte sich nun auf der Platte Erde und warf ein Kettchen, evtl. gebastelt aus Büroklammern, auf die eins. Man hüpfte nun mit einem Bein auf den Platten herum. Durfte allerdings nicht das Kettchen bespringen. Man hob es auf, immer noch auf einem Bein stehend und warf das Kettchen in das nächste Plattenkästchen. Sah irgendwie nach hopsen aus. Ja, es hieß ja auch HOPSE.
Irgendwann wurde man dieses Spieles überdrüssig und versuchte sich mit anderen ausgedachten Methoden der Langeweile zu entkommen, die Zeit um die Ohren zu hauen. Tasa sinniert und sinniert, und am Meisten würde sie liebend gerne wieder schaukeln. Denn hopsen fällt ihr mittlerweile etwas schwer. Die morschen Knochen röhren dermaßen, dass man es kaum überhören kann. Also, nicht so toll. Hierzu begibt sie sich des Nachtens auf den in der Nähe liegenden Spielplatz und setzt sich in den Gummireifen, der beidseitig von Ringketten gehalten, an einer Stange baumelt. Schwingt beide Beine nach vorne. Der Ring setzt sich langsam in Bewegung und wird durch das Zurückkatapultieren immer schneller. Nicht nur das, sondern das Monstrum LKW-REIFEN gewinnt mächtig an Höhe. Tasa jauchzt, jubelt vor Vergnügen und kann einfach nicht aufhören. Dabei dreht sie sich mit dem Reifen um die eigene Achse und schaukelt weiter. Macht eine Kehrt Drehung, und das Spiel beginnt von vorne. Der helle Wahnsinn mit anzusehen, wie eine alte Dame so viel Vergnügen haben kann.
Am nächsten Tag oder besser gesagt in der Nacht, muss sie erneut schaukeln gehen. Genauso verhält es sich am übernächsten und überübernächsten Tag. Ein perfides Suchtspiel nimmt seinen fatalen Lauf. Quasi in den Fängen dieser  unheilbaren Krankheit, aus der sie niemals heraus kommen wird. Leider wird Tasa nicht bewusst, dass sie zu einem Junkie geworden ist, der ein Leben lang darauf angewiesen ist, schaukeln zu müssen. Der Schauplatz ihrer immensen Lust ist dieser Kinderspielplatz. Jede gottverdammte Nacht. Wenn ihr Tasa auch einmal beäugen wollt, kommt einfach dort hin und seht ihr beim narrischen Schaukeln zu. Aber Vorsicht, macht es ihr nicht gleich. Denn das Schaukeln birgt gewisse Gefahren. Ihr wisst schon. ABHÄNGIGKEIT ohne Ende.
© Marlies Hanelt 16.10.2015