Sonntag, 19. Oktober 2014

EPISODE ACHT aus meinen sati(e)rischen Geschichten. -Foto Safari mit tödlichen Folgen-


                       

(Fotosponsering by Toni Schiffgens)
Danke dir, Toni. 

      Ein Herzliches Willkommen in meinem
                           -BLOGREICH-

Meine sati(e)rischen Geschichten haben Zuwachs bekommen. Episode ACHT steht in den Startlöchern, um von euch genossen zu werden. Nachdenklich soll diese story ebenfalls machen, denn jedesmal steckt ein tieferer Sinn dahinter. 
AUF GEHTS.



              EPISODE ACHT
       Foto-Safari mit tödlichen Folgen
K
arin und Peter feiern heute ihr zehnjähriges Beisammensein und wollen dieses mit etwas Besonderem krönen. Peter hat sich vorab vom Reisebüro einen Katalog besorgt, um die darin befindlichen Vorschläge mit Karin zu besprechen. Immerhin haben sie alles miteinander diskutiert, wenn es um Gemeinsamkeiten geht. „Wie findest du das?“, fragt Peter und deutet mit dem Zeigefinger auf ein Hotel in der Schweiz. „Davos ist zwar nicht ganz billig, aber wird unseren Vorstellungen von Extravagantem sehr gerecht“. „Was meinst du?“. Karin findet den Vorschlag nicht so gut und versucht abzuwehren, ohne es sich mit ihrem Göttergatten zu verscherzen. Sie setzt ein smartes Lächeln auf und gibt ihm vorsichtshalber einen Kuss auf die Wange. „Wäre das nicht ein bisschen zu teuer, Schmusipusi?“, haucht sie ihm ins Ohr und hofft inständig, dass er ihren Vorschlag für eine Foto-Safari in Afrika annehmen wird. Karin blättert einfach weiter bis zu der Seite,  wo Fotoshootings mit Tigern in freier Wildbahn lebend angeboten werden. „Sieh mal, das ist doch hochinteressant!“, haucht sie und deutet auf ein dementsprechendes Bild. „Der Preis ist auch annehmbar“. „Zudem -all inclusive-“.
„Hm, was bekommen wir eigentlich für –all inclusive-?“, fragt Peter. „Frühstück, Mittag- und Abendessen oder was?“. „Keine Ahnung“, entgegnet Karin. „Ist doch egal, Hauptsache alles inklusive“. Peter kann Karin nicht wirklich etwas abschlagen, wenn sie ihn so erotisch anlächelt und willigt schließlich ein. Das ist und wird wohl immer so sein. Nicht dass er klein beigäbe. Nein, er liebt Karin eben abgöttisch, und das macht seine jedweden Entscheidungen leichter. Sie ist da, nur das alleine zählt.
„Weißt du was?, wir buchen online auf der Seite des Anbieters und sichern uns auch gleich die –all inclusive- Angebote“, schmunzelt Peter und drückt zärtlich Karins Hand. „Etwas tiefer steht nämlich, dass diese auch ein Abschießen beinhalten“. Peter ist plötzlich Feuer und Flamme und kann seine Aufregung kaum verbergen. „Jeder Teilnehmer hat die Möglichkeit einen Tiger zu erlegen“. „Flinte und Ausrüstung, sowie passende Bekleidung gehören ebenfalls dazu“. „Aha, das meinen die also mit –all inclusive-!“. Karin ist ziemlich erschrocken, lässt es sich jedoch nicht anmerken. „Wir bezahlen mit Hin- und Rückflug, nebst Safari, sagenhafte zweitausendfünfhundert Euro“. „Ein Schnäppchen, wenn du mich fragst“. Peter ist jetzt hellauf begeistert und klickt alles an was benötigt wird, um den Kauf abzuschließen. „Man kann sogar mit Bankeinzug bezahlen, einfach genial“. „Die Tickets werden am Flugschalter drei von AIR  AFRICA hinterlegt, steht hier noch“.
Karin beginnt sofort die Koffer zu packen und vergisst auch nicht die Sonnenbrillen nebst Tans mit Faktor vierzig und höher hineinzulegen. „So, das wäre erledigt“. „Morgen in der Frühe geht es los“. Das Pärchen begibt sich zur Ruhe und träumt von AFRIKA mit seinen wilden Tigern.
         AFRIKA WIR KOMMEN… 
Peter und Karin stehen am frühen Morgen in der Passagierhalle des Flughafens Frankfurt/Main am Schalter drei der Linie AIR AFRICA, um sich die Flugtickets geben zu lassen. Gate fünf wird ausgerufen. „Schatz, das sind wir!“, ruft Peter und zeigt durch das riesige Panoramafenster in Richtung Flieger, der noch aufgetankt wird. Karin und Peter nehmen ihre angewiesenen Plätze ein und schnallen sich an. Der Flugkapitän gibt erste Anweisungen, die er auf eine humoristische Weise durchsagt. Eine Stewardess bietet inzwischen Getränke und Snacks an. Peter und Karin sitzen am Fenster, das während des Fluges einen Blick auf die Wolken unter ihnen zulässt. Es wirkt wie ein Gleiten auf riesigen Schneebergen.
Nach einigen Stunden landet das Flugzeug auf der Rollbahn des Amsterdamer Flughafens, damit die Passagiere in den Flieger Richtung Nairobi Wilson international umsteigen können.
Diesmal sitzen Karin und Peter, eingezwängt zwischen anderen Passagieren, in der Mittelreihe. Peter stöpselt das vor ihm hängende Head Set in den Port des kleinen Fernsehmonitors, um sich einen  Film anzusehen. –message in a bottle-. Karin bevorzugt eher etwas leise Musik und lässt sich von dieser genüsslich beschallen. Somit vergeht die Zeit quasi wie im Fluge.
Unsägliche Stunden fließen dahin, als der Flieger auf dem Flugfeld des Nairobi Wilson international Flughafens kaum fühlbar aufsetzt. Nur ein leichtes Ruckeln zeugt davon. Karin und Peter steigen, noch etwas unbeweglich in den Gliedern, die Gangway hinunter und werden von dem dortigen heißen Klima empfangen. Schweiß perlt sofort ihre Körper herunter und durchtränkt fast völlig die Kleidung. Erschöpft wanken Beide in Richtung Ausgang, wo sie bereits von einem Kleinbus der Firma –Safarian Style- sehnsüchtig erwartet werden. Ohne Wortwechsel mit dem Fahrer und kurzem Zwischenstopp geht es ab in die Wildnis. Vorort haben sich bereits sechs Touristen eingefunden und lauschen intensiv mit hochroten Gesichtern den Anordnungen des Safariführers. Der versucht sein bestes deutsch heraushängen zu lassen und kommt ziemlich ins Stocken.
„Liebe Safariteilnehmer“, beginnt er mit lauter, sonorer Stimme. „Welcome hier im Outback von Nairobi“. „Please wechseln sie ihre Kleidung und streifen sich die in dem kleinen Paket befindlichen, especially Sachen über“. „The Hut will schütz you from the Sonne“. „Hose, boots und jacket will give you Sicherheit gegen Anopheles Mücken“. „You know, Malaria?“.  Der Typ greift in einen Stoff Sack und fördert dazu noch mehrere Flinten zutage. „Es sind einfache Gewehre, sie können nichts wrong machen“, sabbelt er weiter. „Only one shot für jeden Einzelnen, nicht mehr please“. Alle Teilnehmer nicken zustimmend, so als hätten sie die Infos verstanden. „Please setzen sie sich in den Jeep“, fordert er die Leute auf. Das Gefährt rollt langsam los und gemach ziehen sie vorbei an schlafenden Tigern, die gerade in der brütendheißen Mittagssonne ein Nickerchen unter knorrigen, vereinzelt stehenden Bäumen halten, um ihre Beute zu verdauen. Alles wirkt friedlich.
Peter wittert eine Chance und drückt sich umständlich die bereits geladene Flinte gegen das linke Schulterblatt. Er hat nur einen Schuss frei und versucht möglichst gut zu zielen, indem er das rechte Auge zukneift und durch das Linke blinzelt, da die Sonne im Zenit steht und die Augen schmerzen lässt. Der Jeep rumpelt über die etwas unebene Sandfläche und wirbelt Staub auf, der es fast unmöglich macht, etwas genau erblicken zu können. Plötzlich hält der Wagen abrupt an, und Peter drückt dadurch aus Versehen den Hahn durch. Ein Schuss löst sich, und die Patrone trifft Karin, die vor ihm Platz genommen hat. Blutüberströmt sackt sie zusammen und bleibt gekrümmt auf dem Boden des Jeeps liegen, beide Hände reflexartig über der Bauchwunde platziert. Der rote Saft sickert durch ihre Finger und bildet eine riesige Blutlache auf der Bodenmatte des Jeeps.
Peter lässt sofort die Waffe fallen und blickt  mit weitgeöffneten Augen und Mund fassungslos auf seine geliebte Karin. Zärtlich hebt er ihren Kopf hoch und drückt ihn an sich, um ihr einen letzten Kuss zu geben. Peter beginnt zu schluchzen und Tränen rinnen in Strömen über seine fülligen Wangen, um Karins totes Gesicht zu nässen. Niemand kann ihr mehr helfen, denn ihre Seele ist bereits dabei ins Universum zu fliegen. Ein Flug der Ewigkeit.
Die Tiger sind inzwischen erwacht und begeben sich erneut auf Beutezug. Ihr Leben blieb verschont, jedoch ein Menschliches ist an ihrer Stelle gegangen.
NACHWORT
Auch einfache Waffen bergen eine gewisse Gefahr, wenn man mit ihnen nicht richtig umgehen kann. Wer sich dessen bewusst wird, nimmt erst gar keine in die Hand, um eventuell sich und Andere damit zu gefährden.
© Marlies Hanelt 19.Oktober2014