(Fotosponsering by Toni Schiffgens)
Danke dir, Toni.
Ein Herzliches Willkommen in meinem
-BLOGREICH-
Meine sati(e)rischen Geschichten haben Zuwachs bekommen. Episode ACHT steht in den Startlöchern, um von euch genossen zu werden. Nachdenklich soll diese story ebenfalls machen, denn jedesmal steckt ein tieferer Sinn dahinter.
AUF GEHTS.
EPISODE ACHT
Foto-Safari
mit tödlichen Folgen
K
|
arin und Peter feiern heute ihr zehnjähriges
Beisammensein und wollen dieses mit etwas Besonderem krönen. Peter hat sich
vorab vom Reisebüro einen Katalog besorgt, um die darin befindlichen Vorschläge
mit Karin zu besprechen. Immerhin haben sie alles miteinander diskutiert, wenn
es um Gemeinsamkeiten geht. „Wie findest du das?“, fragt Peter und deutet mit
dem Zeigefinger auf ein Hotel in der Schweiz. „Davos ist zwar nicht ganz
billig, aber wird unseren Vorstellungen von Extravagantem sehr gerecht“. „Was
meinst du?“. Karin findet den Vorschlag nicht so gut und versucht abzuwehren,
ohne es sich mit ihrem Göttergatten zu verscherzen. Sie setzt ein smartes Lächeln
auf und gibt ihm vorsichtshalber einen Kuss auf die Wange. „Wäre das nicht ein
bisschen zu teuer, Schmusipusi?“, haucht sie ihm ins Ohr und hofft inständig,
dass er ihren Vorschlag für eine Foto-Safari in Afrika annehmen wird. Karin
blättert einfach weiter bis zu der Seite,
wo Fotoshootings mit Tigern in freier Wildbahn lebend angeboten werden. „Sieh
mal, das ist doch hochinteressant!“, haucht sie und deutet auf ein dementsprechendes
Bild. „Der Preis ist auch annehmbar“. „Zudem -all inclusive-“.
„Hm, was bekommen wir eigentlich für –all
inclusive-?“, fragt Peter. „Frühstück, Mittag- und Abendessen oder was?“. „Keine
Ahnung“, entgegnet Karin. „Ist doch egal, Hauptsache alles inklusive“. Peter
kann Karin nicht wirklich etwas abschlagen, wenn sie ihn so erotisch anlächelt
und willigt schließlich ein. Das ist und wird wohl immer so sein. Nicht dass er
klein beigäbe. Nein, er liebt Karin eben abgöttisch, und das macht seine
jedweden Entscheidungen leichter. Sie ist da, nur das alleine zählt.
„Weißt du was?, wir buchen online auf der
Seite des Anbieters und sichern uns auch gleich die –all inclusive- Angebote“,
schmunzelt Peter und drückt zärtlich Karins Hand. „Etwas tiefer steht nämlich,
dass diese auch ein Abschießen beinhalten“. Peter ist plötzlich Feuer und
Flamme und kann seine Aufregung kaum verbergen. „Jeder Teilnehmer hat die
Möglichkeit einen Tiger zu erlegen“. „Flinte und Ausrüstung, sowie passende Bekleidung
gehören ebenfalls dazu“. „Aha, das meinen die also mit –all inclusive-!“. Karin
ist ziemlich erschrocken, lässt es sich jedoch nicht anmerken. „Wir bezahlen
mit Hin- und Rückflug, nebst Safari, sagenhafte zweitausendfünfhundert Euro“.
„Ein Schnäppchen, wenn du mich fragst“. Peter ist jetzt hellauf begeistert und
klickt alles an was benötigt wird, um den Kauf abzuschließen. „Man kann sogar
mit Bankeinzug bezahlen, einfach genial“. „Die Tickets werden am Flugschalter
drei von AIR AFRICA hinterlegt, steht
hier noch“.
Karin beginnt sofort die Koffer zu packen und
vergisst auch nicht die Sonnenbrillen nebst Tans mit Faktor vierzig und höher
hineinzulegen. „So, das wäre erledigt“. „Morgen in der Frühe geht es los“. Das
Pärchen begibt sich zur Ruhe und träumt von AFRIKA mit seinen wilden Tigern.
AFRIKA WIR KOMMEN…
Peter und Karin stehen am frühen Morgen in
der Passagierhalle des Flughafens Frankfurt/Main am Schalter drei der Linie AIR
AFRICA, um sich die Flugtickets geben zu lassen. Gate fünf wird ausgerufen.
„Schatz, das sind wir!“, ruft Peter und zeigt durch das riesige Panoramafenster
in Richtung Flieger, der noch aufgetankt wird. Karin und Peter nehmen ihre angewiesenen
Plätze ein und schnallen sich an. Der Flugkapitän gibt erste Anweisungen, die
er auf eine humoristische Weise durchsagt. Eine Stewardess bietet inzwischen Getränke
und Snacks an. Peter und Karin sitzen am Fenster, das während des Fluges einen
Blick auf die Wolken unter ihnen zulässt. Es wirkt wie ein Gleiten auf riesigen
Schneebergen.
Nach einigen Stunden landet das Flugzeug
auf der Rollbahn des Amsterdamer Flughafens, damit die Passagiere in den
Flieger Richtung Nairobi Wilson international umsteigen können.
Diesmal sitzen Karin und Peter, eingezwängt
zwischen anderen Passagieren, in der Mittelreihe. Peter stöpselt das vor ihm
hängende Head Set in den Port des kleinen Fernsehmonitors, um sich einen Film anzusehen. –message in a bottle-. Karin
bevorzugt eher etwas leise Musik und lässt sich von dieser genüsslich
beschallen. Somit vergeht die Zeit quasi wie im Fluge.
Unsägliche Stunden fließen dahin, als der
Flieger auf dem Flugfeld des Nairobi Wilson international Flughafens kaum
fühlbar aufsetzt. Nur ein leichtes Ruckeln zeugt davon. Karin und Peter steigen,
noch etwas unbeweglich in den Gliedern, die Gangway hinunter und werden von dem
dortigen heißen Klima empfangen. Schweiß perlt sofort ihre Körper herunter und
durchtränkt fast völlig die Kleidung. Erschöpft wanken Beide in Richtung
Ausgang, wo sie bereits von einem Kleinbus der Firma –Safarian Style- sehnsüchtig
erwartet werden. Ohne Wortwechsel mit dem Fahrer und kurzem Zwischenstopp geht
es ab in die Wildnis. Vorort haben sich bereits sechs Touristen eingefunden und
lauschen intensiv mit hochroten Gesichtern den Anordnungen des Safariführers. Der
versucht sein bestes deutsch heraushängen zu lassen und kommt ziemlich ins
Stocken.
„Liebe Safariteilnehmer“, beginnt er mit lauter,
sonorer Stimme. „Welcome hier im Outback von Nairobi“. „Please wechseln sie
ihre Kleidung und streifen sich die in dem kleinen Paket befindlichen,
especially Sachen über“. „The
Hut will schütz you from the Sonne“. „Hose, boots und jacket will give you Sicherheit
gegen Anopheles Mücken“. „You know, Malaria?“. Der Typ greift in einen Stoff Sack und fördert
dazu noch mehrere Flinten zutage. „Es sind einfache Gewehre, sie können nichts
wrong machen“, sabbelt er weiter. „Only one shot für jeden Einzelnen, nicht
mehr please“. Alle Teilnehmer nicken zustimmend, so als hätten sie die Infos verstanden.
„Please setzen sie sich in den Jeep“, fordert er die Leute auf. Das Gefährt
rollt langsam los und gemach ziehen sie vorbei an schlafenden Tigern, die gerade
in der brütendheißen Mittagssonne ein Nickerchen unter knorrigen, vereinzelt
stehenden Bäumen halten, um ihre Beute zu verdauen. Alles wirkt friedlich.
Peter wittert eine Chance und drückt sich
umständlich die bereits geladene Flinte gegen das linke Schulterblatt. Er hat
nur einen Schuss frei und versucht möglichst gut zu zielen, indem er das rechte
Auge zukneift und durch das Linke blinzelt, da die Sonne im Zenit steht und die
Augen schmerzen lässt. Der Jeep rumpelt über die etwas unebene Sandfläche und
wirbelt Staub auf, der es fast unmöglich macht, etwas genau erblicken zu
können. Plötzlich hält der Wagen abrupt an, und Peter drückt dadurch aus
Versehen den Hahn durch. Ein Schuss löst sich, und die Patrone trifft Karin,
die vor ihm Platz genommen hat. Blutüberströmt sackt sie zusammen und bleibt gekrümmt
auf dem Boden des Jeeps liegen, beide Hände reflexartig über der Bauchwunde platziert.
Der rote Saft sickert durch ihre Finger und bildet eine riesige Blutlache auf
der Bodenmatte des Jeeps.
Peter lässt sofort die Waffe fallen und
blickt mit weitgeöffneten Augen und Mund
fassungslos auf seine geliebte Karin. Zärtlich hebt er ihren Kopf hoch und
drückt ihn an sich, um ihr einen letzten Kuss zu geben. Peter beginnt zu
schluchzen und Tränen rinnen in Strömen über seine fülligen Wangen, um Karins
totes Gesicht zu nässen. Niemand kann ihr mehr helfen, denn ihre Seele ist bereits
dabei ins Universum zu fliegen. Ein Flug der Ewigkeit.
Die Tiger sind inzwischen erwacht und begeben
sich erneut auf Beutezug. Ihr Leben blieb verschont, jedoch ein Menschliches
ist an ihrer Stelle gegangen.
NACHWORT
Auch einfache Waffen bergen eine gewisse
Gefahr, wenn man mit ihnen nicht richtig umgehen kann. Wer sich dessen bewusst
wird, nimmt erst gar keine in die Hand, um eventuell sich und Andere damit zu
gefährden.
© Marlies Hanelt 19.Oktober2014