Freitag, 21. Dezember 2018

-WEIHNACHTEN IM KOHLENKELLER- By Anja Ollmert - bitte das Urheberrecht im Text beachten. .

Hallöchen und Willkommen in meinem Reich des facettenhaften
                         -HANELTMANIA-

Diesmal offeriere ich Euch eine Geschichte mit Tiefgang.

Die Urheberrechte der Geschichte (per 21. Dezember 2018) habe ich mir von der Autorin ANJA OLLMERT erfragt und die Erlaubnis erhalten, diese hier auf meinem Blog einzustellen.

Kopierrechte demzufolge Bei Anja Ollmert einholen, wenn ihr diese ebenfalls kopieren möchtet. Zu finden auf Facebook.

(Unerlaubtes Vervielfältigen kann zu Strafen führen, die mit Geldbußen als auch Gefängnisstrafen geahndet werden.)   

 Weihnachten im Kohlenkeller © Anja Ollmert 2018

In einer Zeit, in der das Ruhrgebiet noch als dunkel und unwirtlich verschrien war, wohnte ein kleines Mädchen in einem alten Haus mitten in einer Kleinstadt. Sein Vater war Arbeiter in der Kohlenzeche und verließ täglich das Haus, um für den Lebensunterhalt der kleinen Familie zu sorgen. Das Geld dafür erhielt er zur Monatsmitte und am Monatsende in einer Lohntüte aus Papier. Vorne eingetragen waren der Name des Arbeiters und auch der Betrag, den er als Lohn für die körperlich schwere Arbeit verdiente.
Diese Lohntüte trug damals niemand zur Bank. Fast alle hatten eine Dose, in die das Haushaltsgeld kam und die in irgendeinem der Schränke versteckt gehalten wurde. Im Haushalt dieser Erzählung handelte es sich um eine buntgeblümte Blechbüchse mit dem eingeprägten Namen EDUSCHO, die ein Vorleben als Kaffeedose geführt hatte. Alles, was die Menschen regelmäßig an Vermieter oder Schuldner zu zahlen hatten, wurde bar auf den Tisch gelegt. So war es auch hier. Die Frau des Hauses trug an jedem Ersten die Miete in ihrer Handtasche spazieren und händigte sie gegen Quittung an den Vermieter aus, der ein paar Straßen weiter wohnte. Das war ihr nicht immer geheuer. Zwar ließen die Leute ihre Haustüren zumeist offen stehen, doch mit dem Geld auf der Straße unterwegs zu sein, war zumindest unserer Hausfrau unangenehm und hinter jedem Gebüsch witterte sie ein Überfallkommando. Sie trug die Tasche deshalb fest unter den Arm geklemmt, machte niemals unnötige Umwege und überlegte mit jedem Schritt, wie sie sich gegen Angreifer zur Wehr setzen wollte. Überfallen wurde sie glücklicherweise nie.
Manchmal landete ein Teil des Geldes beim Wirt aus der Kneipe auf dem Heimweg ihres Mannes. Es war einfach zu verlockend, nicht auf ein Bier hineinzugehen und kostete noch mehr Überwindung, es bei dem einen Bier zu belassen. Dann konnte man nur hoffen, dass die Kleine nicht ausgerechnet in dieser Monatshälfte neue Schuhe oder einen warmen Mantel brauchen würde. Bei den Männern, die der Versuchung nie widerstanden, hatte es sich eingebürgert, dass die Frauen ihre Männer mitsamt dem Lohn am Zechentor in Empfang nahmen.