Hallo, meine lieben Blogfans
Diesmal gibt es einen Artikel von mir und über mich.
Ein Gutachter kommt selten allein
Eigentlich knüpft dieser Artikel an meinen
vorherigen an.
Titel -Gutachter sind eine andere Spezies
von Ärzten-.
In den letzten 13 Jahren des immer wieder
kehrenden Antrages für Erwerbsunfähigkeitsrente, habe ich ungefähr 14 Gutachter
gesehen. Nicht nur einfach gesehen, sondern auch erleben dürfen. Die Fachrichtungen
waren 1. Psychologie 2. Orthopädie 3. Innere Medizin 4. Allgemeinmedizin. 5.
Augenheilkunde. 6. Kardiologe. Gutachter bekommen vom DRB (Deutsche Rentenversicherung
Bund) den Auftrag, den Patienten zu begutachten. Medizinische Unterlagen, also
Röntgenaufnahmen, meine Medikamentenliste (die inzwischen eine DINA4 Seite umfasst),
und Befundberichte meiner behandelnden Ärzte dienen als Basis. Die
gutachterlichen Untersuchungen sollten daraufhin zusätzlich alles untermauern. Eigentlich.
Somit ergäbe sich ein Gesamtbefundbericht, der mein vierfaches chronisches Krankheitsbild
konstruktiv wiederspiegelt. So wäre es eigentlich vorgesehen. War es aber
nicht.
Der erste EU-Rentenantrag wurde nach einem
Jahr abgelehnt. Es ist ja nicht nur der Antrag, sondern dieser ist mit sehr
viel Schreibkram und Telefonaten im Nachhinein verbunden. Originale einscannen,
als Dateianhang an andere Behörden per e-Mail versenden. Warten bis eine
Antwort kommt, um daraufhin alles Weitere veranlassen zu können. Man möchte ja
nichts falsch machen. Wer schon einmal einen Eu- oder Rentenantrag ausgefüllt
hat, weiß wovon ich schreibe. Himmel, man ist ja nun wirklich nicht dumm.
Manche Fragen musste ich mir öfter durchlesen, um das richtige Kästchen mit
einem Kreuz zu versehen. Manchmal kam
ich trotzdem nicht hinter diese abartigen Verschachtelungssätze. Also habe ich
beim DRB angerufen und nachgefragt. Die Antworten waren auch nicht unbedingt
logisch oder verständlich. Ich hakte nach. Geht ja immerhin um mich. Als dann
der Sachbearbeiter etwas unhöflich wurde, habe ich verbal ausgeholt. Was hatte
ich noch zu verlieren?. Mein Gesicht, ist die Antwort. Die Krankenkasse wird
ebenfalls mit eingebunden. Auch der Betriebsrentenservice der Telekom möchte
auf dem Laufenden sein. Ist ja auch logisch. Die Informationen laufen immer in
eine Richtung. Von mir an die Behörden. Ein Kraftakt, psychisch als auch physisch,
wenn man jeden Tag versucht mit den Krankheiten zu überleben. Ich bilde mir diese doch nicht ein. Sie stehen
definitiv jeden Tag auf der Matte und machen nicht den Eindruck, dass sie sich
in Nichts auflösen würden.
Nach dem Widerspruch des ersten Antrages
und der Erklärung hierzu, habe ich Klage gegen den DRB eingereicht. Nach sehr
langer Zeit wurde auch diese abgewiesen. Das letzte Mittel schien mir der
Petitionsausschuss des Bundestages zu sein. Also rief ich diesen, juristisch
gesehen, an. Man kann schon ahnen was jetzt kommt. Natürlich eine Ablehnung. Eigentlich
war mein Selbstwertgefühl noch nie so niedrig, wie in diesem Moment. Trotzdem
musste ich einen zweiten EU-Rentenantrag
stellen, um nicht völlig mittellos da zu stehen. Immerhin erhalte ich eine
kleine Betriebsrente der Telekom. Aber nur, wenn ich den Nachweis eines
EU-Rentenantrages erbringe. Alles ist irgendwie miteinander verknüpft. Neue Gutachter,
neues Spiel. Es wurde nicht besser, sondern schlimmer. Das bedeutete für mich,
alles noch einmal auf Anfang. Bei technischen Geräten gibt es so etwas wie,
,,zurücksetzen,, . Beim Computer als auch Handy.
Von Gutachter zu Gutachter wuchs mein Hass
gegen diese Ärzte. Scheinbar ist diesen das Wort –RESPEKT- ein Fremdwort. Erschwerend
kam hinzu, dass ich manchen Termin nicht wahrnehmen konnte. Also wollte ich
einfach nur einen neuen haben. Es wurde mir verwehrt. Es hieß dann immer, „Die
Akte wird zurückgeschickt“. Also rief ich beim DRB an, um diese frohe Kunde dem
Sachbearbeiter durchs Horcherohr zu flöten. „Frau Hanelt, sie bekommen eine Aufforderung
eines anderen Gutachters“, hieß es dann. Was für ein Aufwand an Schreibkram.
Hätte mir doch derselbe Gutachter einfach einen neuen Termin gegeben, und die
Sache wäre gegessen.
Inzwischen wurde auch der fünfte Antrag
abgelehnt. Mit immer wiederkehrenden Aufforderungen von Gutachtern und
schriftlichen Demütigungen. Ich empfinde das jedenfalls so. Der Mensch ist und
bleibt ein Individuum und möchte auch als solches behandelt werden. Auch
dieselben chronischen Erkrankungen haben auf jeden Einzelnen unterschiedliche
Auswirkungen und Empfindungen. Nicht umsonst gibt es mannigfaltige Medikamente
für nur eine Krankheit. Logisch. Menschen mit einer A typischen Funktion ihres Körpers
reagieren dementsprechend auch so auf ein Medikament, während ein normaler Körper
eben erwartungsgemäß reagiert. Ich bin inzwischen 60 Jahre alt und werde 2014
61. Habe die Möglichkeit im August auf vorgezogene Schwerbehindertenrente mit
11 Prozent Abschlägen zu gehen. Dreizehn Jahre des Drangsalierens und
Mainstream folgen sind genug. Diese 11 Prozent bleiben, so lange wie ich lebe. Es
ist mir egal. Zu wissen, dass man einen festen Betrag jeden Monat erhält, lässt
mich beruhigend in die Zukunft blicken. Hohe Sozialbeiträge von 300€ jeden
Monat werde ich auch nicht mehr zahlen müssen. Als Rentner steuert man
vergleichsweise nur ein Minimum dieses Betrages bei. Jetzt erst beginnt für
mich der letzte, geruhsame Lebensabschnitt, um mich exzessiv dem Schreiben widmen
zu können.
© Marlies Hanelt
Vielleicht hilft es dem Ein oder Anderen, rechtzeitig gegenzusteuern. Ich meine damit, sich nicht unbedingt alles von Gutachtern oder Behörden gefallen zu lassen. Setzt euer indidivuelles Denken und Handeln ein, um zum Ziel zu kommen. Ganz wichtig: eine gewisse Höflichkeit sollte man schon an den Tag legen. Aber mit Bestimmtheit die Worte untermauern, damit euer Gegenüber die richtigen Schlüsse ziehen kann. Zentral müssen soziale Gesetze sein, jedoch drumherum bleibt die flexible Individualität des Menschen.
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