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Willkommen in meinem Blogreich des
Facettenhaften
Diesmal komme ich euch "ROT" daher. Eine Story, die wirklich aus dem Leben gegriffen sein könnte.
Liebe - niemals in Rot
„Was für ein Sauwetter!
Verdammt noch mal. Habe heute noch so einiges vor“, brubbelt Maschi missmutig
herum, und räkelt sich wohlig entspannt lasziv unter ihrer warmen, sie
behütenden Bettdecke aus Lammfell. Ein letztes Geschenk von Ansgar, der es vorgezogen
hat, das Weite zu suchen. Natürlich ohne jedweden Grund. Redete sich permanent
heraus, in dem er fadenscheinige, anstatt logische Erklärungen heraushängen
ließ. Was soll es. Ansgar gehört zur Vergangenheit und wird in ihrem zukünftigen
Leben nicht mehr Einzug halten. Ein Zurück ist ausgeschlossen. Denn Maschi
hasst nichts mehr, als wenn man dem Verflossenen noch eine Chance einräumt,
damit das ganze Spiel von vorne beginnt. Niemals, schwört sie sich. Bis heute.
Nichts ist schlimmer, als sich selbst nicht treu zu sein. Des Morgens nie mehr
erhobenen Hauptes im Spiegel betrachten zu dürfen. Obwohl, Ansgar wäre der
perfekte Partner gewesen. In jedweder Situation konnte er eine Lösung für alle
möglichen Probleme finden. Dem exzessiven Sex frönen beide ständig so heftig,
dass das Spiel eigentlich niemals enden konnte. Völlig in ihrer Welt aufgehend,
verlieren die beiden jegliches Zeitgefühl. Die Zeiger der Uhren drehen sich
einfach nicht weiter. Schienen still zu stehen und zu keiner Bewegung mehr
fähig. Orgien, die ausufernder nicht sein konnten. Die Farbe Rot spielt hierbei
eine fokussierende dominante Rolle und peppt das vergnügliche Miteinander erst
richtig auf. Rotes Ambiente. Glutrote schwere Vorhänge, an denen gedrehte goldene
Kordeln mit Puscheln daran hängen. Tiefrote spiralförmig geformte Kerzen in
passenden gläsernen glitzernden Ständern, deren Flammen im Rhythmus des
nahenden Orgasmus heftig flackern. Holziger Patchouli Duft wabert durch das
erotisch anheimelnde Rote Gefilde und vollendet die Stimmung in perfekter
Weise. Roter trockener Wein nach dem Stelldichein stimuliert die Sinne und
lässt hoffen. Nur bekleidet mit roten knappen Strings, geht richtig die Post
ab. Eigentlich alles im Lot. Hätte sich Ansgar nicht über Nacht davon
geschlichen, nachdem ein Streit regelrecht eskaliert ist, wären sie immer noch
ein Paar. Vielleicht doch eine andere Frau oder gar ein Mann?
Obwohl es längst Zeit zum
Aufstehen wäre, bleibt Maschi trotzdem liegen. Lässt ihre Gedanken in die
herrliche, reich gefüllte Vergangenheit fliegen, und katapultiert sie ins “Rote
Reich“ zurück. Wie Pfeile auf der Armbrust gespannter Sehne sirren sie davon
und lassen den bevorstehenden Alltag vergessen. Dass noch eine Verabredung mit
einem Kollegen ansteht, kommt ihr noch nicht einmal ansatzweise in den Sinn. Hans-Jürgen
wäre auch nur ein jämmerlicher Ersatz für Ansgar gewesen, der es nicht wirklich
lohnt, sich mit ihm abzugeben. Ein in sich gekehrter Beamtentyp mit einem
akkurat gezogenen geölten Mittelscheitel, der stocksteif daher kommt und zudem
keine Erfahrungen mit Frauen hat. Der
Farbe Rot ohnehin nicht zugewandt, würde Hans-Jürgen schlichtweg zu banal und
langweilig wirken. Hans-Jürgens harte, beamtentechnisch geformte Wortwahl passt
sich zusätzlich seinem eingemauerten Gehabe deckungsgleich an und strahlt Kälte
ab. Während Gefühlswelten offensichtlich bereits schon in seinem Inneren
gestorben sind. Das ständige Sabbern wie ein Bernhardiner, dem sich die
schleimigen Speichelfäden wie Schnürsenkel, aus den Mundwinkeln ziehen und ihn mit
den vorab verschluckten Turnschuhen fast monsterhaft aussehen lassen, gleicht
einem wehrlosen Mann, der sich nicht im Griff hat. Wenn er hilflos dasteht und
nichts weiter heraus hängen lässt, außer dem Sputum, sollte sich Maschi
tunlichst zurück ziehen. Das ist weder prickelnd, noch wirklich sexy. Ja, wären
sie rot, dann hätte es wenigstens etwas. Aber das haut selbst die stärkste Frau
vom Hocker. So wie er, dümpeln viele
herum. Vorsicht ist demzufolge geboten und absolut der bessere Rat. Die
Einzigartigkeit und Individualität macht Ansgars Charakter aus, von dem sich
Maschi angezogen fühlt. Immer noch. Oder wandelt sie bereits auf anderen Pfaden?
Tagträumerisch in “Roten
Sphären“ wandelnd, schrillt im unpassenden Moment das Telefon. Trunken von “Roten
Fantasien“ greift sie mit feuchter und zittriger Hand zum Hörer. Meldet sich
nur kurz, da ihre Stimme droht zu versagen. „Einen schönen Tag wünsche ich dir,
Maschi“, vernimmt sie die ihr sehr
bekannte monotone Stimme. Ist noch angewiderter davon, als es vorher den
Anschein hatte. Warum sollte sich Hans-Jürgen auf der Arbeitsstelle auch anders
verhalten, als eben jetzt? „Hast du etwa unsere Verabredung vergessen?, knallt
er ihr teilnahmslos und schonungslos, ja fast schon kühl, vor den Latz. „Wir
wollen doch Eis essen gehen, und ein prickelndes Mineralwasser mit einer
Limettenscheibe dazu genießen oder nicht? Vielleicht noch ins Kino? Weißt doch,
diesen Abenteuerfilm, den ich so wahnsinnig liebe“. Jetzt ist Maschi hellwach. Kann sich eines Lächelns nicht
erwehren und gluckst. Schnalzt mit der Zunge, und haucht in die Sprechmuschel. „Würde
ich gerne, Hans-Jürgen. Kommen auch wieder die “Roten Zwerge“, hinter den
“Roten Bergen“ darin vor? Lacht spontan schallend, da die Frage nicht ernst
gemeint ist. „Wie kommst du da drauf? Nein, natürlich nicht. Schon irgendwie,
aber sind alle durch die Bank weg rostbraun, ockerfarben und grau. Unsägliche
Stille in der Leitung. Nur das Zwitschern von Hans-Jürgens Kanarienvogel ist im
Hintergrund zu vernehmen. Wie Magie, die ihr zauberhaftes Ziel nicht verfehlt,
wird Maschi von den neuen Farben angezogen. In ihr vollzieht sich ein unbändiger
Sinneswandel und will sich in ihrem fantasiereichen Gehirn festsetzen. Dort so
lange verweilen, bis Ansgar trotz aller Widrigkeiten zu ihr eilt und sie mit dem “Roten Verlangen“ in ihrer
beider Reich entführt. Werden sie es schaffen oder ist das nur ein Trugschluss?
„Maschi, du brauchst dich
nicht beeilen. Ich komme einfach kurzerhand vorbei, und wir lassen es uns gut
gehen. Weiß doch immer noch, wo du wohnst. Kein Problem für mich. Bringe dir
auch einen Strauß roter Nelken mit“. Da ist es wieder. Das anstachelnde “Rot“. Will
sich ebenfalls in ihr langsam wirr werdendes Gehirn dazu gesellen und eine
Liaison mit dem rostbraunen ockerfarbenen grauen Farbendurcheinander eingehen. Dass
dies natürlich kaum, bis hin gar nicht möglich ist, schmerzt sehr. Also muss
Maschi eine konsequente Entscheidung treffen, die ihr nicht leicht fällt. Hin
und hergerissen, sich zwischen den Farbenwelten befindend, wartet sie erst
einmal Hans-Jürgen ab, was er ihr sonst noch zu bieten hat. Falls er überhaupt
dazu in der Lage sein wird. Erwarte das Unerwartete. Es dauert kaum gefühlte
dreißig Minuten, bis es an Maschis Wohnungstür kräftig schellt. Ziemlich
aufgeregt und total von der Rolle, springt sie aus ihrem warmen Kuschelbett und
hastet zur Tür, die über und über mit Promifotos zugekleistert ist, die sie
förmlich anzugaffen scheinen. Öffnet und erstarrt vor Ehrfurcht. Ein
rostbrauner ockerfarbener grauer Typ mit hochrotem Gesicht steht davor und
zieht seinen puterroten Hut. Sieht dem langweiligen Beamten Hans-Jürgen nur
etwas ähnlich. „Hallöchen Maschi, du alte Schlampe“. Oha, was geht jetzt ab?
„Ich werde dich heute in mein buntes Reich entführen. Mit allem Drumherum.
Willst du? Hans-Jürgen wartet erst gar nicht Maschis Antwort ab, sondern
ergreift die Initiative. Reißt sie kraftvoll an sich und drückt seinen auf
ihren Mund. Klebt geradezu daran fest. So, als hätte er nicht die Absicht, sich
von ihr lösen zu wollen. Energetische Blitze zucken durch Maschis Körper. In
ihrem Kopf wirbeln und rotieren im freibeuterischen Stil die Gedanken herum.
Rauben ihr regelrecht den Verstand. Treiben ein niemals enden wollendes Machtspiel.
Zwei Farbenwelten prallen aufeinander und sind jetzt nicht bereit, sich zu
vereinen.
Als hätte der Satan
persönlich seine Hand im Spiel, eilt Ansgar in roter Kleidung die Treppe hinauf
und bleibt abrupt hinter Hans-Jürgen stehen. Hält einen Strauß rostbrauner ockerfarbener grauer Tulpen in
Händen. Wenn man es recht betrachtet, ergeben diese Farbnuancen einen illusteren
Mix und lassen Maschi eigentlich keine Wahl. Wozu auch. Denn alle Farben, denen
sie zugeneigt ist, sind vorhanden. Stehen in Person vor ihr und bitten um
Einlass. Wie sie nun Ansgar und Hans-Jürgen sexuell bedienen als auch
befriedigen möchte, darüber lasse ich den Leser entscheiden. Ich würde sagen,
immer schön gut situiert einer nach dem Anderen. Zu Beginn wird es heiß und
“Rot“, und dann kommt die etwas kühlere Variante des Rostbraunen Ockerfarbenen
und Grauen. Ein entweder oder gibt es für Maschi nicht. Ein Klasse-Weib, würde
ich meinen.
© Marlies Hanelt 3. März
2016
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