Sonntag, 15. August 2021

Lauernde Gehirnparasiten auf der Insel Batang

  


 

Hallöchen meine lieben User. Nachdem ich mich schon sehr lange nicht mehr gemeldet habe, kommt für Euch eine Horror-Story vom Feinsten. Natürlich würde ich mich über ein Feedback hierfür freuen. Dann fügt es bitte unter Kommentare ein. Man liest sich. 

Auf geht es!

Lauernde Gehirn- Parasiten auf der Insel Batang

 

Beschwerlich kämpft sich die Viermast-Bark, ein und Privatsegler namens Swallow, durch das immer zorniger werdende peitschende Wasser des eiskalten und pechschwarzen Nordatlantik, der sich schon jetzt heimtückisch offenbart. Meterhohe Wellen peitschen mit krachender Wucht über die hölzerne Bordwand hinweg, wollen den Segler vereinnahmen und zerstören. Fast kann man das brachiale Splittern des teuren Mahagoni-Holzes vernehmen, würde es nicht vom energetischen brüllenden Sturm massiv überlagert werden.

 

Völlig vom eisigen Wasser des an dieser Stelle existierenden unterseeischen Labrador-Stroms durchnässt,  zitternd vor Kälte, hält Timothy Walden das ebenfalls vor Nässe triefende Steuerr-Rad krampfhaft fest, um der Situation Herr zu werden. Stiert mit weitgeöffneten Augen unablässig in die Dunkelheit und versucht einen bestimmten Punkt auszumachen, der sich keineswegs orten lässt. Im Kopf jene Insel, die in keiner Nautik-Karte verzeichnet ist. Ein sehr guter Freund hat ihm vor längerer Zeit den Längen- als auch Breitengrad, mit den korrekten Angaben, 28° 27´ Nord - 81° 28´ W, - der Insel Batang geflüstert, um die sich ein ekelhaftes Geheimnis rankt. Nur wenige wissen davon, was die Situation nicht gerade einfacher gestaltet. Wird Timothy jenem Geheimnis auf die Schliche kommen und es lüften? Vielleicht erwartet ihn auch der nahende drohende Tod, insofern, dass Timothy nicht mehr Timothy sein kann, weil sich parasitäre Biester seines Verstands bemächtigt haben?

 

Noch ahnt er nicht, was ihn erwartet. Auf einem kleinen Metalltisch,  der mit dem hölzernen Plankenboden verschraubt ist, liegt die klatschnasse aufgefaltete Nautik-Karte. Darauf ein Metall-Zirkel und  Gradmesser platziert, der die durchweichte Karte mit dem längst vorab eingezeichneten Längen- und Breitengrad seinerseits und per Hand skizziert, ansatzweise festhält. Zwar ist diese Eintragung nur noch schemenhaft zu erkennen, aber dennoch sagt Timothys Hirn, dass er bereits an jenem Punkt angekommen sein muss – obwohl nirgends eine Insel, ob der Dunkelheit, erkennbar wird. Zudem bescheinigt ihm ein kurzer Blick auf die Kompass-Nnadel, dass sein langsam kälter und müde werdendes Gehirn offensichtlich richtig liegt; obwohl es sich ungeachtet der belastenden Situation dennoch vehement autark zu wehren versucht. Jedenfalls bis jetzt, denn höllische Kopfschmerzen nehmen es zunehmend rigoros in Besitz. So, als würde irgendetwas oder jemand permanent anklopfen – nicht warten wollen, bis Einlass gewährt wird.

Immer noch tobt der entsetzliche, an Energie zunehmende Sturm, möchte das Lieblingsspielzeug Timothy Waldens in die Schieflage zwingen, es kentern lassen. Nur wenige Sekunden vergehen, in denen sich die Swallow gegen das Naturelement Luft zur Wehr setzen will. Schlingert unaufhörlich und gibt hernach auf, da der Kampf aussichtslos ist. Timothy wird von den Wellen des arschkalten Nass` vom hölzernen Deck gerissen – taucht mit seinem Segler in eine völlig andere Welt ab, jene, die ein gewisses Weiterleben verheißt. Aber Timothys Gehirn entspricht keinesfalls mehr den eigenen Parametern, sondern es ist regelrecht von Parasiten durchlöchert und zerfressen. So, als hätten diese parasitären Eindringlinge es durch einen trockenen Schwamm ausgetauscht. Kein selbstständiger Gedanke findet hierin Unterschlupf, denn Timothy Walden gehört ab diesem Moment ihnen … den Kreaturen, jene die nur auf der unterseeischen Insel Batang existieren. Mit lautem Pfeifen und sie umgebenden, schäumenden, quirligen Strudeln, steigt Batang an die Wasseroberfläche. Hunderten von Piranhas gleich, die sich binnen weniger Minuten an lebendigem Fleisch bedienen, es bis auf die Knochen abnagen. Die Insel erhebt sich zunehmend höher, zischend gen Himmel, der es an Schwärze nicht vermissen lässt. Auf ihr  die havarierte Swallow und Timothys ausgehöhlter Körper, der schlaff über die kaum noch vorhandene Bug-Reling baumelt. Ein Anblick des Grauens, würde man dabei sein und es sehen können.

Winzige, kaum erkennbare, gallertartige Kügelchen winden sich, an Glibber-Fäden baumelnd, aus jeder Pore von Timothys Leib. Werden lang und immer länger, bis sie schmatzend und gesättigt auf das merkwürdigerweise trockene, mit grauen Steinen durchsetzte Insel-Areal fallen, denn eine grüne Flora wird man hier vergeblich suchen. Einige von diesen zerstörerischen Schädlingen verbleiben auf seiner Haut, lassen ihre Fäden vom Sturm trocknen, um Timothy zu erdrosseln, somit den wahrhaftigen Tod bescheren wollen. Einer Korsage nachempfunden, die immer enger geschnürt wird, bis das Atmen nicht mehr möglich ist. Es knistert verräterisch. So, als würde jemand haufenweise Pergamentpapier zusammenknüllen.

 

Timothy erwacht völlig schweißgebadet aus einem ekeligen Alptraum. Liegt zitternd vor Kälte und immer noch leicht sediert vom Restalkohol seines Lieblingsgetränks Weißer Küstennebel in seinem Kajütenbett aus Mahagoni-Holz, winselt wie ein geprügelter Hund. Im Hirn hämmert offensichtlich ein Schmied, der einem Pferd neue Hufe anpasst. Auf dem Boden rollt die geleerte Flasche des weißen Gesöffs von einer auf die andere Seite des karg eingerichteten Schlafgemachs. Immer dem Wellengang folgend, bis sie an eine Holzwand prallt, liegen bleibt und in ihre Einzelteile zerbricht. Also alles wie gehabt? Quasi wie immer, wenn er auf große Forscherfahrt geht?

Nur mit allerletzter Kraft schafft es Timothy seinen gequälten Körper in die Senkrechte zu heben. Blickt mit halbgeöffneten Augen, die an Sehschlitze erinnern, durch das Bullauge. Nimmt eine Welt wahr, die sich so darstellt, wie er es gewohnt ist. Leichter Wellengang mit gleißenden Sonnenstrahlen, die jene Wasseroberfläche schier durchbohren wollen. Dennoch ist die Luft von Eiseskälte geschwängert, lässt darum keinen logischen Gedanken in Timothys Hirn zu. Genau an dieser Stelle bauen sich  Fata-Morganen auf, einer Luftspiegelung ähnlich Denn hier geht der eiskalte Labrador-Strom in den warmen Golf-Strom über, projiziert geisterhafte Erscheinungen oberhalb der Wasser-Oberfläche, die es nur hier gibt. Sofern sich Timothy hiervon nicht ablenken und verwirren lässt, hat er eigentlich gute Karten. Leider ist dem keineswegs so.  

In dieser Sekunde erinnert sich Timothy an den vorangegangen Alptraum und fragt sich, ob es nur ein böser Traum oder doch eine Vorahnung gewesen ist, die später bittere Realität wird? Einem Orakel gleich, das nach Erfüllung geifert? Walden versucht auf allen Vieren  in Richtung Holz-Ttreppe zu kriechen, was ihm nur ansatzweise gelingt, da sein Körper, immer noch etwas vom Küstennebel verseucht, heftig zittert. Alleine seinem noch vorhandenen starken Willen ist es zu verdanken, dass er zum Oberdeck gelangt und die Lage peilen möchte. Nichts erinnert an das vorangegangene Traum-Ereignis, denn die Swallow weist keine noch so kleinen Schäden auf. Also doch nur ein Horror-Traum? Allerdings kann sich Timothy nicht daran erinnern, aus welchem Grund er genau hier rumschippert, seiner Swallow die versinnbildlichte Peitsche gibt, damit sie weiterhin den arschkalten Nordatlantik durchpflügt.

Langsam und stetig wachsend geschieht etwas in seinen Gehirn-Synapsen, das er keineswegs beeinflussen kann. Ein tierisches Kreischen als auch Knistern baut sich hierin wie ein letzter Angst-Schrei auf, will  Timothys Verstand lähmen und habhaft werden. Wie von einer Kleinkaliber-Kugel getroffen, sackt Waldens Körper auf den hölzernen Deck-Planken-Boden, bleibt reglos liegen. Währenddessen ändert sich spontan die Wetterlage. Einsetzender Sturm tost mit höllischer Intensität über den Nordatlantik, will sich alles untertan machen und zeigen, dass nur er das dominante Sagen hat. Begleitet von nächtlicher Finsternis, taucht die Insel Batang unter dem Kiehl der Swallow auf, drückt sie massiv, schier ohne Ende, gen Firmament. Auf ihr herrscht Verwüstung, die von grauen Steinen komplettiert wird.     

 

Unweit der Insel Batang kämpft sich die RMS Titanic mit überhöhten 23 Knoten durch ein  permanent veränderndes Eisfeld. Gischt schäumt vor dem Bug wie Flocken von Schnee. Der Steuermann schafft es nur mit Hängen und Würgen, die plötzlich auftauchenden Eisberge zu umschiffen – ihnen auszuweichen, was ihm auch gelingt. Also ist die Titanic eventuell nicht mit einem Eisberg kollidiert, sondern einige Zeit später mit der Insel Batang untergegangen? Hätte der Kapitän einen anderen Kurs befohlen, wäre es dann keinesfalls zu diesem wahnsinnigen Desaster gekommen? Parasiten folgen nur ihrer biologischen Intuition: Besiedeln, fressen und vermehren – einer menschlichen Fress- als auch Sex-Orgie nicht ganz unähnlich.           

 

Frederick Fleet steht steifgefroren im Krähennest, stiert angestrengt in die pechschwarze Nacht, während seine Augen vor Eiseskälte kaum noch etwas erkennen können. Der daraufhin einsetzende Tränenfluss verhindert zudem die Sicht. Eigentlich existieren hierfür Ferngläser, aber die sind in einem Schränkchen deponiert, auf das er keinen Zugriff hat. Wie aus dem Nichts schält sich urplötzlich die Kontur der Insel Batang aus dem schwarzen Höllenschlund Nordatlantik. Frederick glaubt, einer Vision aufgesessen zu sein, denn Inseln gibt es hier nicht. Währenddessen pflügt die Titanic mit hoher Geschwindigkeit unaufhaltsam durch das Wasser. Eigentlich müsste Frederick die drohende Gefahr dem 1. Offizier Lightoller auf der Kommando-Brücke melden, aber hierzu ist er nicht mehr in der Lage. Die parasitären Viecher nehmen auch sein Gehirn Stück für Stück in Beschlag. Bemächtigen sich seines fast eingefrorenen Körpers. Lassen erst von ihrer Beute ab, als sie ausgehöhlt aus dem Krähennest fällt,  in`s Wasser eintaucht und für ewig verschwindet.

 

Noch immer nicht genügend gesättigt, rollen die inzwischen zu Fußbällen angewachsenen Ungeheuer in Richtung Salons und Passagier-Kabinen, ziehen  lange Schleimspuren hinter sich her, Nacktschnecken nicht ganz unähnlich. Hier ist der Tisch reichlich mit warmen Gehirnen und Körpern gedeckt. Was von den Passagieren noch übrig bleibt, wird im Atlantik versinken, während die Titanic mit der Insel havariert und mit ihr etwas später untergeht. Genau jenes Ereignis wiederholt sich alle 100 Jahre, wird für derhin ein Geheimnis bleiben, das niemand jemals klären kann.              

 

 Copyrights: Marlies Hanelt 15. August 2021

 

 

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